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Planetenforschung: Verirren auf dem Mars wird immer schwerer

Marsoberfläche nach Mars-Express-Bildern
Die Marssonden von Esa und Nasa liefern derzeit unterschiedlich gute Schlagzeilen: Während der ältere Mars Express neue topografische Highlights setzt, droht das noch junge Kameraauge des Mars Reconnaisance Orbiter (MRO) nach und nach zu erblinden.

Hoch aufgelöste Bilddaten der europäischen Mars-Express-Sonde diente Forscher als Basis der ersten "Wanderkarten" vom Roten Planeten. Die Karten haben einen Maßstab von 1:50 000 und zeigen die Landschaft mit einer Auflösung von bis zu zehn Metern. Sie enthalten Höhenlinien, Beschriftungen und Legenden, die viele Details über die Oberfläche des Planeten verraten.

Die neuen Landkarten zeigen die stark durch Berge, Täler, Rinnen und Kratern zerklüftete Iani-Chaos-Region nahe dem Mars-Äquator. Das markantes Profil hatte das Forscherteam um Jörg Albertz und Stephan Gehrke von der TU Berlin dazu bewegt, gerade diese Region abzubilden.

Wandern im Iani-Chaos-Gebiet? Kartenmaterial wäre vorhanden ... | Die topografische Karte mit dem größten Maßstab (1:50 000) der Iani-Chaos-Region: Die Konturlinien liegen nur 50 Meter voneinander entfernt, sodass viele Oberflächendetails erkennbar sind. Karten wie diese entstanden aus Bilddaten, welche die High Resolution Stereo Camera von Mars Express Anfang Oktober 2004 aufgenommen hatte.
Iani Chaos erhielt ihr Aussehen vor langer Zeit durch die Wirkung von Wasser. Unter dem Marsboden in dieser Gegend befanden sich früher große Höhlen voller Eis. Vulkanismus ließ dieses Eis irgendwann auftauen, das Schmelzwasser floss in die nördlichen Tiefgebiete des Mars ab. Dabei entstanden zahlreiche unterirdische Hohlräume, weshalb der Boden an vielen Stellen einbrach und jene "chaotische" Landschaft hervorbrachte, die wir heute sehen.

Geplant ist, die gesamte Marsoberfläche topografisch im Maßstab 1:200 000 auf über zehntausend Kartenblättern mit je 83 Zentimeter Breite und 70 Zentimeter Höhe abzubilden. Die Finanzierung des Mammutvorhabens wird auf europäischer Ebene noch diskutiert. Mit Hilfe eines solchen Kartenwerks wäre es zum Beispiel möglich zu planen, wo künftige Landemissionen aufsetzen sollen.

Unterdessen zeichnen sich Probleme mit der amerikanischen Raumsonde MRO ab. Sie kreist seit etwa einem Jahr um den Roten Planeten und sendet seit drei Monaten Bilder von dessen Oberfläche. Wie die beteiligten Forscher bekannt gaben, treten elektronische Probleme mit der HiRISE-Kamera an Bord von MRO auf. Das extrem leistungsfähige Gerät erfahre eine fortschreitende Verengung des Gesichtsfelds, weil sieben der vierzehn Bilddetektoren fehlerhaft arbeiteten. Einer von vier Farbdetektoren sei bereits komplett ausgefallen.

Bislang, so die Forscher, hielten sich die Datenverluste noch in Grenzen, aber die Situation verschlechtere sich. Der Grund für diese Probleme sei derzeit nicht bekannt. Alfred McEwen, der verantwortliche Wissenschaftler für das Kamera-Experiment, gab sich aber zuversichtlich, dass HiRISE noch die nächsten zwei Jahre durchhält. (fs)

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