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James Webb Space Telescope: Verschiebung gefährdet zukünftige Teleskope

Der Nachfolger des Hubble-Teleskops wird teurer und kommt später. Nun befürchten Fachleute, dass die Probleme mit dem Instrument Politik und Wissenschaft vor zukünftigen Großprojekten zurückschrecken lassen.
Arbeiten am Sonnenschild des James Webb Space Telescopes vor dem Start.

Acht Milliarden Dollar und keinen Cent mehr – so viel darf das James Webb Space Telescope (JWST) am Ende kosten. Das beschloss der US-Kongress 2010, nachdem der geplante Nachfolger des Hubble-Teleskops seinen ursprünglichen Kostenrahmen von 3,5 Milliarden Dollar drastisch überzogen hatte und deswegen schon auf der Abschussliste vieler Politiker stand. Doch auch bei der neuen Kostenschätzung war wohl der Wunsch der Vater des Gedanken: Wie die NASA am Dienstag bekannt gab, wird der Start des Infrarot-Teleskops nun um ein weiteres Jahr verschoben. Damit wird das JWST frühestens im Mai 2020 starten – und wohl deutlich teurer als zuletzt angekündigt.

Ursprung der Verzögerung sind offenbar Probleme mit dem Hitzeschild des Großteleskops, der im Weltall entfaltet werden muss. Bereits zuvor hatte es Probleme mit Ventilen an den Triebwerken gegeben, und der Sonnenschutz des Teleskops war bei einem Test beschädigt worden. Hier steht nun der für den Bau des JWST zuständige Hauptauftragnehmer, das Unternehmen Northrop Grumman, besonders in der Kritik.

Doch auch wenn die einzelnen Komponenten ihre Tests bestanden haben, müssen sie noch zusammengesetzt werden – eine Aufgabe, bei der die NASA weitere unerwartete Schwierigkeiten und offene Fragen erwartet. Das ist für Weltraumteleskope normal, insbesondere für so ein großes Projekt wie das JWST, dessen aus Segmenten bestehender Spiegel mit 6,5 Meter Durchmesser die siebenfache Fläche des Hubble-Spiegels hat. Je zahlreicher und je größer die Komponenten, desto vielschichtiger werden die Probleme, was wiederum ganze Kaskaden von Verzögerungen im Projekt verursacht.

Astronomen befürchten nun, dass die erneuten Probleme mit dem JWST Politik und Wissenschaftsorganisationen auf Jahre hinaus vor großen Projekten zurückschrecken lassen werden. So gefährden die Probleme mit dem JWST auch dessen geplanten Nachfolger, das Wide-Field Infrared Survey Telescope (WFIRST), das ebenfalls mit höheren Kosten zu kämpfen hat und das US-Präsident Trump komplett aus dem Haushaltsplan 2019 streichen möchte.

Die NASA plante, dank sinkender Ausgaben für das JWST in den Jahren 2019 und 2020 einen Teil der Entwicklungskosten für dieses auf kosmologische Fragestellungen wie Dunkle Materie und Dunkle Energie ausgelegte Infrarotteleskop aus dem eigenen Budget zu bestreiten. Das erscheint nun deutlich weniger wahrscheinlich, so dass WFIRST womöglich auch verschoben werden muss, um die Kosten auf einen längeren Zeitraum aufzuteilen. Es sei denn, der US-Kongress stellt der NASA mehr Geld zur Verfügung.

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