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Resilienz: Verspielte Menschen sind härter im Nehmen

Wer das Leben locker nimmt, bleibt auch in schwierigen Zeiten eher zuversichtlich. Das liegt womöglich an einer speziellen Fähigkeit.
Freudig in die Luft springende Menschen aus der Froschperspektive
Erwachsene, die sich ihre spielerische Seite bewahrt haben, kommen mitunter leichter durch Krisen.

Einer Charaktereigenschaft hat sich die Psychologie bisher nur wenig gewidmet: der Verspieltheit. Ihr Ruf ist nicht der beste, denn wer auf Spiel und Spaß aus ist, gilt schnell als kindisch oder unzuverlässig. Dabei sind Menschen mit einer spielerischen Lebenshaltung möglicherweise psychisch widerstandsfähiger. Darauf weist eine Studie hin, die die Sozialwissenschaftlerin Xiangyou Shen von der Oregon State University und die Kognitionswissenschaftlerin Zoe Crawley von der Vanderbilt University in Nashville Mitte Januar 2025 im Fachblatt »Frontiers in Psychology« veröffentlichten.

Für die Untersuchung hatten die Forscherinnen gut 500 US-Amerikanerinnen und -Amerikaner in einer besonderen Krisenzeit befragt – nämlich im Februar 2021, während der zweiten Welle der Coronapandemie. Die Teilnehmer sollten ihre Erfahrungen mit dem Ausnahmezustand, ihre Wahrnehmung des Infektionsrisikos, die Auswirkungen auf ihren Alltag und ihre Gefühlswelt sowie ihre Erwartungen an die Zukunft schildern. Zusätzlich erhoben Shen und Crawley die generelle Neigung der Probanden zu Spontaneität, ihre Motivation zur Suche nach Spaß und wie locker oder gehemmt sie sich allgemein fühlten. Anhand eines daraus ermittelten »Playfulness-Score« teilten die beiden Forscherinnen die Untersuchten in vier Gruppen ein – von den biederen Spaßbremsen bis hin zu den ewig flachsenden Freigeistern.

Dann verglichen sie die verspielteste Gruppe mit der am wenigsten verspielten. Die Ergebnisse: Befragte mit einer hohen Neigung zu Spiel und Spaß blickten während der Pandemie zuversichtlicher nach vorne. Sie erwarteten eine erfolgreiche Impfstoffverteilung und die absehbare Rückkehr zu einem normalen Leben – ohne jedoch die realen Herausforderungen durch das Virus zu unterschätzen. Spielerisch Veranlagte suchten außerdem vermehrt neue Wege, um aktiv zu bleiben. Sie tauchten in der schwierigen Zeit tiefer in ihre täglichen Aktivitäten ein als ernstere Zeitgenossen und erlebten dabei mehr Freude.

Laut den Autorinnen könnte die Fähigkeit, sich selbst auch unter widrigen Umständen positive Erfahrungen zu verschaffen, entscheidend für den Zusammenhang zwischen Verspieltheit und Resilienz sein. Fraglich bleibt allerdings, ob es tatsächlich die Verspieltheit als solche ist, die unsere psychische Widerstandsfähigkeit beeinflusst. Es wäre zum Beispiel auch denkbar, dass beides oft zusammen auftritt, weil es eine gemeinsame Wurzel hat, etwa einen Hang zum Optimismus oder eine im Vergleich zu anderen höhere Grundstimmung.

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  • Quellen
Frontiers in Psychology 10.3389/fpsyg.2024.1462980, 2024

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