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News: Verstaubte Daten für den Treibhauseffekt

Frisches Obst und Gemüse in Gegenden und zu Jahreszeiten, in denen es normalerweise gar nicht wächst - Treibhäuser haben Vorteile, niemand wird das bestreiten. Aber wenn wir unsere ganz Erde unter eine Käseglocke setzen, wird die Sache komplizierter. Daher versuchen viele Klimaforscher seit Jahren zu beweisen, dass der Treibhauseffekt von Menschen gemacht ist und unabsehbare Folgen für das Leben auf der Erde haben kann. Deren Gegner stützen sich auf die relativ geringe Erwärmung in den letzten Jahrzehnten und wiegeln ab. Doch nun haben Wissenschaftler die Veränderungen der Tiefsee-Temperaturen über einen langen Zeitraum ausgewertet und deutliche Hinweise darauf gefunden, dass die Weltmeere einen großen Teil der Erwärmung aufnehmen. Im Moment noch, sie verzögern also den Prozess, werden ihn aber wohl nicht verhindern können.
Unter der Schirmherrschaft des Projektes Global Oceanographic Data Archeology and Rescue, haben sich Ozeanographen in den letzten sieben Jahren an die Arbeit gemacht, alte Daten über die Temperaturen der Weltmeere zu digitalisieren. Grund dafür war der schon lange währende Streit zwischen Gegnern und Befürwortern der Treibhaustheorie, denn es lässt sich schwer beweisen, welche Auswirkungen die so genannten Treibhausgase auf das Weltklima wirklich haben. Skeptiker der Theorie weisen auf die relativ moderate Erwärmung in den letzten Dekaden hin, und halten viele Warnungen für übertrieben. Andere wiederum werden nicht müde, vor den Auswirkungen eines weiteren Konzentrationsanstiegs dieser Gase in der Atmosphäre zu warnen, denn sie vermuten, dass ein großer Teil der Erwärmung im Moment noch von den Weltmeeren abgepuffert wird. Doch bisher konnten Ozeanographen diese Theorie weder bestätigen noch widerlegen, da die Daten, die ihnen zur Verfügung standen, nicht ausreichten, um einen klaren Trend aufzuzeichnen und ältere Daten nicht in digitaler Form zur Verfügung standen.

Nachdem die Wissenschaftler zwei Millionen Temperaturprofile der Ozeane zu weitern drei Millionen schon vorhandenen Profilen addiert hatten, wertete eine internationale Wissenschaftlergruppe unter der Leitung von Sydney Levitus vom National Oceanic and Atmospheric Administration Fluid Dynamics Laboratory (NOAA) in Silver Spring, Maryland, die Daten aus. Dabei konnten die Forscher einen klaren Trend erkennen: Zwischen 1955 und 1995 erwärmten sich die Weltmeere (Pazifik, Atlantik und Indischer Ozean), von der Oberfläche bis in 3000 Meter Tiefe durchschnittlich um 0,06 Grad Celsius (Science vom 24. März 2000).

Dieser Versuch "bestätigt die Vermutung, dass der größte Teil der Erwärmung im Zwanzigsten Jahrhundert anthropogen ist", sagt der Klimaforscher Jerry D. Mahlman vom Geophysical Fluid Dynamics Laboratory in Princeton, New Jersey. Die Klimamodelle deuten darauf hin, dass die zunehmende Erwärmung der Ozeane bisher einen stärkeren Temperaturanstieg der Atmosphäre aufgehalten hat, doch das kann nicht unbegrenzt so weiter gehen, sagt James Hansen, Klimaexperte vom Goddard Institute for Space Studies in New York City.

Einige Klimatologen schätzen, dass die Verdopplung der Treibhausgase, wie sie bis zum Ende des 21. Jahrhunderts vorausgesagt wird, eine globale Erwärmung von 1,5 bis 4,5 Grad Celsius zur Folge haben wird. Doch Gegner dieser Theorie sehen die Erwärmung bei einem Grad Celsius oder weniger. Die Daten über den Temperaturanstieg der Ozeane "weisen jedoch darauf hin, dass die Klima-Sensibilität nicht vernachlässigt werden darf", sagt Hansen. Er und einige andere tendieren nun zu einer Klimasensibilität von drei Grad Celsius, oder sogar etwas mehr.

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