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Untermeerische Kalksäulen: 'Versunkene Stadt' ist drei Millionen Jahre alt

Zwei Säulenreihen auf dem Meeresboden vor der griechischen Insel Zakynthos sind nicht das, was sie zu sein scheinen, aber dennoch spektakulär.
Vermeintlicher Säulenstumpf am Meeresboden

In Griechenland stolpern Fachleute und Laien immer wieder über meist antike Ruinen – und im flachen Wasser vor der Küste können ganze versunkene Städte ruhen, wie das 5000 Jahre alte Pavlopetri. Nun aber hat sich ein vermeintlich spektakulärer Fund als ungewöhnliches geologisches Phänomen herausgestellt. Was Wassersportlern vor der griechischen Insel Zakynthos als Säulenreihen und Gebäudereste in etwa zwei bis fünf Meter Wassertiefe erschien, erwies sich nun als Ansammlung natürlich entstandener Kalkformationen, die vermutlich vor mehreren Millionen Jahren an Gasquellen entlang einer Verwerfung entstanden. Wie die Arbeitsgruppe um Julian Andrews von der University of East Anglia berichtet, kristallisierten die hohlen Karbonatsäulen an untermeerischen Gasschloten aus; Strömungen spülten das Sediment um die Gebilde später weg, so dass sie nun über den Meeresboden hinausragen.

Die "versunkene Stadt" besteht aus zwei unregelmäßigen, etwa linearen Säulenreihen sowie einigen plattenförmigen Kalkstrukturen auf dem Meeresboden. Die Region ist geologisch aktiv; das letzte schwere Erdbeben dort ereignete sich im Jahr 1953. Deswegen vermuteten Forscher zuerst, dort sei eine antike Stadt durch Erdbeben entlang von Verwerfungen abgesunken. Nähere Untersuchungen der Stätte brachten jedoch einen rätselhaften Befund: Weder Mauern noch Siedlungsspuren wie Tonscherben kamen zum Vorschein. Nun untersuchte Andrews die wenigen sichtbaren Reste genauer und stellte fest: Sie sind keineswegs klassische Säulen, sondern versteinerte kalte Sickerstellen, die neben zwei Verwerfungen lagen. Einst nämlich stieg dort methanreiches Wasser aus der Tiefe auf. Im sauerstoffreichen Sediment, das aus dem Pliozän vor fünf bis etwa drei Millionen Jahren stammt, entstand aus dem Gas durch Oxidation Karbonat, das sich säulenförmig um die Quelle herum ablagerte. In einigen dieser Säulen erkennt man nach Angaben der Forscher sogar noch die Schichtung der verfestigten Sedimente.

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