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News: Vervielfältigte Schätze der Urzeit

Humanbiologen der Universität Wien entwickelten eine neue Methode zur Herstellung von gtreuen Kopien fossiler Schädelfunde. Die Duplikate erlauben eine Untersuchung des Fundstückes ohne Beschädigung des Originals. Überdies erlaubt das Verfahren die Rekonstruktion fehlender Schädelpartien bei unvollständigen Funden. Die Methode vereinfacht die Analyse der menschlichen Evolution.
Funde menschlicher Fossilien sind selten und daher kostbar. Um so interessanter ist für Paläo-Anthropologen die Entdeckung eines kompletten Schädels aus der Vorzeit: Seine innere Struktur erlaubt Rückschlüsse auf Form und Größe des Gehirns. Dazu aber muß das Fundstück geöffnet werden: „Wir nehmen die Kalotte ab, um das Innenleben zu studieren“, schildert Gerhard Weber vom Institut für Humanbiologie der Universität Wien. Ein neues High-tech-Verfahren erspart jetzt den Forschern diesen Eingriff: Im ersten Schritt fertigen Mediziner eine Computertomographie des Objektes an. Weber beschreibt: „Sie ergibt eine naturgetreue Darstellung des gesamten Objektes inklusive seiner Hohlräume." Die gewonnenen Informationen dienen als Datenbasis für ein Verfahren aus dem Bereich des Industrie-Designs, der Stereolithographie. Sie wird dort verwendet, um innerhalb kürzester Zeit Prototypen von Formen oder Werkstücken herzustellen. „Dabei härtet ein Laser flüssiges Harz schichtweise zu einem dreidimensionalen transparenten Modell.“ Das Ergebnis ist ein Plastikkopf aus weiß-gelblichem Kunstharz, dessen Detailauflösung bei etwa einem halben Millimeter liegt. Auch er ist eine kleine Kostbarkeit: Die Herstellungskosten liegen bei etwa vier- bis sechstausend Mark.

Die Anthropologen fertigten inzwischen drei solcher Modelle, deren Vorlagen aus Griechenland, Zimbabwe und Frankreich stammen und etwa 200.000 bis 400.000 Jahre alt sind. Bislang hatten Forscher vermutet, daß alle drei Schädel zu derselben Art – dem Homo heidelbergensis – zählten. „Die Analyse des inneren Schädelbaus ergab jedoch deutliche Unterschiede“, erklärt Weber. So verfügte beispielsweise der französische Fund über ein größeres Frontalhirn als seine Pendants. Auch differierten Bau und Größe der Stirnhöhlen. Die Wiener Experten vermuten nun, daß es sich um unterschiedliche Arten handelt.

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