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News: Viel Lärm um nichts in der Westkurve

Wochenende: Mit Vereinshemd und Schal, Trompete und Rassel bewaffnet ziehen die treuen Fans ins Stadion ein, um ihre Mannschaft zum Sieg zu johlen. Alles umsonst, sagt ein Wissenschaftler. Der lautstarke Beistand in einem Spiel ändert nach seinen Untersuchungen am Ergebnis schlicht und einfach gar nichts. Aber darum geht es eigentlich auch nicht, oder?
Die tobende Menge am Spielfeldrand trägt die Mannschaft zum Sieg – diese Meinung teilen viele Fans und Spieler gleichermaßen. Lautstark feuern die Anhänger ihre Favoriten an, und ebenso lautstark machen sie den Gegner nieder. Und – hilft's?

Bernd Strauß von der Universität Münster wollte das genauer wissen. Während vier Heimspielen der New Yorker Hurricanes, einer Football-Mannschaft aus Kiel, zeichnete er mit einer Videokamera 631 downs auf. In diesen einzelnen Spielabschnitten versuchen die Mannschaften jeweils, weiter in das Feld des Gegners vorzustoßen. Außerdem nahm er eine Gruppe von 300 Fans auf, die immer zusammen in einer bestimmten Ecke der Halle saßen. Alle Spiele waren ausverkauft, und die johlende Menge war für die Spieler deutlich zu sehen und zu hören.

Mehrere Personen bewerteten die Spielsituationen und die Reaktionen der Fans. Downs wurden als Erfolg eingestuft, wenn die Mannschaft wirklich Boden gutmachen konnte, und dementsprechend als neutral oder Mißerfolg, wenn kein Vorrücken möglich war oder sogar ein gewonnener Vorsprung wieder verloren ging. Das Verhalten der Zuschauer wurde als unterstützend bewertet, wenn mindestens die Hälfte der Leute klatschte, Beifall schrie oder laut anfeuerte.

Das ernüchternde Ergebnis: Der ganze Einsatz der Fans wirkt sich nicht im geringsten auf das Spielergebnis aus. Strauß vermutet, daß sich die positiven und negativen Effekte der lautstarken Unterstützung womöglich gegenseitig aufheben. Während den einen Spieler die anfeuernden Zurufe beflügeln, führen sie bei anderen zu Fehlern in der Koordination der Bewegungen.

Die Zuschauer empfinden ein gewisses Gefühl der Macht, da sie sich einbilden, sie könnten mit ihren Aktionen in das Spiel eingreifen. Darum fühlen sie sich gut, meint Strauß. Und das ist doch die Hauptsache, oder?

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