Sonne aktuell: Viele neue, aber kleine Flecken

In Jahren mit hoher Sonnenaktivität steigen aus den Tiefen der Sonne immer wieder neue Magnetfelder an die für uns sichtbare Oberfläche, die Photosphäre, auf. Sie widerstehen mehrere Monate dem Zerfall und bilden Aktivitätsgebiete mit Fackeln, Flecken und Eruptionen. So wurden im Juli zuvor inaktive Regionen der Photosphäre neu belebt. Vor allem Mitte Juli waren auch größere Gruppen dabei (siehe »Stattliche Aktivität im Juli«). Das Monatsmittel der Sonnenfleckenrelativzahl R stieg deutlich an: von 81,8 im Mai und 105,2 im Juni auf 119,8 im Juli, gemäß einer vorläufigen Auswertung der Fachgruppe Sonne der deutschlandweiten Vereinigung der Sternfreunde e. V. (VdS).
Eine Schwäche der Relativzahl als Aktivitätsindikator besteht darin, dass alle Flecken und Gruppen gleichermaßen gezählt werden, unabhängig von ihrer Größe. Gewöhnlich gleichen sich diese Unterschiede durch eine Mittelwertbildung über mehrere Tage hinweg wieder aus. Dies gilt jedoch nicht für Zeiträume, in denen viele kleine Flecken auftreten, wie zuletzt im Juli. Ein solches Verhalten ist ein Hinweis auf schwächere Magnetfelder in den aktiven Gebieten, was sich in der täglichen Fleckenrelativzahl nicht widerspiegelt. Daher ist es sehr hilfreich, ergänzend die Eruptionstätigkeit zu betrachten: Energiereiche Ausbrüche (englisch: flares) entstehen vorzugsweise, wenn ein Aktivitätsgebiet noch jung ist. Solche Eruptionen deuten auf kräftige, komplexe Magnetfelder hin, in denen es immer wieder zu einem magnetischen Kurzschluss mit anschließender Begradigung der Feldlinien kommt.
Im gesamten Monat wurde nur ein einziger Flare der zweitstärksten Klasse M registriert, und zwar am 8. Juli 2025. Noch im Jahr zuvor, zu Zeiten des Maximums, gab es Monate mit 15 bis 25 M-Flares und gelegentlich auch eine Eruption der stärksten Klasse X. Die im Juli beobachtete Ruhe belegt den absteigenden Charakter der Sonnenaktivität in diesem Jahr. Obwohl es noch immer einen Nachschub an Aktivitätsgebieten mit Flecken gibt, werden die mit ihnen verbundenen Magnetfelder schwächer und zeigen weniger komplexe Strukturen. Dies sind gute Nachrichten für die Betreiber von Satelliten und empfindlicher elektrischer und digitaler Infrastruktur am Erdboden, die bei extremen Sonnenstürmen infolge eines großen, auf die Erde gerichteten Flares stark leiden können.
Wer die Sonne regelmäßig beobachtet, kann sich derzeit immerhin noch an einigen größeren Flecken und einer reich strukturierten Chromosphäre erfreuen (siehe »Sonnenflecken in Serie«). So gab es auch im Juli wieder große Randprotuberanzen, deren Veränderungen binnen Stunden sichtbar wurden (siehe »Leuchtende Filamente«).
Der Abstieg des gegenwärtigen Aktivitätszyklus hat zwar eindeutig begonnen, er ist aber längst nicht vorbei, denn bis zum nächsten Minimum können noch fünf Jahre vergehen. Um den Zeitpunkt des Minimums genau zu bestimmen, freut sich die VdS-Fachgruppe über alle, die sich mit eigenen Beobachtungen beteiligen. Die tägliche Bestimmung der Relativzahl ist sehr einfach und relativ schnell durchzuführen; eine Anleitung finden Sie unter www.vds-sonne.de.
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