Direkt zum Inhalt

Sonne aktuell: Viele neue, aber kleine Flecken

Im Juli erschienen auf der Sonne einige neue Aktivitätsgebiete, die zusammen mit den bisher aktiven Sonnenregionen viele, wenn auch meist kleine Fleckengruppen hervorbrachten. Vier Gruppen waren recht stattlich, während die Eruptionstätigkeit jedoch abnahm: Nur ein einziges Ereignis wurde registriert.
Eine Nahaufnahme der Sonnenoberfläche zeigt eine leuchtende, orangefarbene Textur mit zwei auffälligen Sonnenprotuberanzen, die sich in den Weltraum erstrecken. Die Protuberanzen erscheinen als helle, flammenartige Strukturen, die sich von der Sonnenoberfläche abheben. Der Hintergrund ist ein tiefes Orange, das die Intensität der Sonnenaktivität unterstreicht.
Leuchtende Filamente | Am 14. Juli 2025 um 18:17 Uhr MESZ nahm Robert Schumann diese große Protuberanz auf, die sich im Lauf des Nachmittags deutlich verändert hatte. Er nutzte den 90-Millimeter-Refraktor (f/15) der Volkssternwarte Hannover mit einem Coronado-Filter Solarmax 90 und einer Kamera vom Typ QHY 5III 678M.

In Jahren mit hoher Sonnenaktivität steigen aus den Tiefen der Sonne immer wieder neue Magnetfelder an die für uns sichtbare Oberfläche, die Photosphäre, auf. Sie widerstehen mehrere Monate dem Zerfall und bilden Aktivitätsgebiete mit Fackeln, Flecken und Eruptionen. So wurden im Juli zuvor inaktive Regionen der Photosphäre neu belebt. Vor allem Mitte Juli waren auch größere Gruppen dabei (siehe »Stattliche Aktivität im Juli«). Das Monatsmittel der Sonnenfleckenrelativzahl R stieg deutlich an: von 81,8 im Mai und 105,2 im Juni auf 119,8 im Juli, gemäß einer vorläufigen Auswertung der Fachgruppe Sonne der deutschlandweiten Vereinigung der Sternfreunde e. V. (VdS).

Stattliche Aktivität im Juli | Diese Übersichtsaufnahme der Sonne im Weißlicht belegt ihre erhöhte Aktivität am 17. Juli 2025. Reinhard Pankrath nutzte einen Refraktor vom Typ TS 60 Apo mit einer Astrokamera ZWO ASI 178MM.

Eine Schwäche der Relativzahl als Aktivitätsindikator besteht darin, dass alle Flecken und Gruppen gleichermaßen gezählt werden, unabhängig von ihrer Größe. Gewöhnlich gleichen sich diese Unterschiede durch eine Mittelwertbildung über mehrere Tage hinweg wieder aus. Dies gilt jedoch nicht für Zeiträume, in denen viele kleine Flecken auftreten, wie zuletzt im Juli. Ein solches Verhalten ist ein Hinweis auf schwächere Magnetfelder in den aktiven Gebieten, was sich in der täglichen Fleckenrelativzahl nicht widerspiegelt. Daher ist es sehr hilfreich, ergänzend die Eruptionstätigkeit zu betrachten: Energiereiche Ausbrüche (englisch: flares) entstehen vorzugsweise, wenn ein Aktivitätsgebiet noch jung ist. Solche Eruptionen deuten auf kräftige, komplexe Magnetfelder hin, in denen es immer wieder zu einem magnetischen Kurzschluss mit anschließender Begradigung der Feldlinien kommt.

Im gesamten Monat wurde nur ein einziger Flare der zweitstärksten Klasse M registriert, und zwar am 8. Juli 2025. Noch im Jahr zuvor, zu Zeiten des Maximums, gab es Monate mit 15 bis 25 M-Flares und gelegentlich auch eine Eruption der stärksten Klasse X. Die im Juli beobachtete Ruhe belegt den absteigenden Charakter der Sonnenaktivität in diesem Jahr. Obwohl es noch immer einen Nachschub an Aktivitätsgebieten mit Flecken gibt, werden die mit ihnen verbundenen Magnetfelder schwächer und zeigen weniger komplexe Strukturen. Dies sind gute Nachrichten für die Betreiber von Satelliten und empfindlicher elektrischer und digitaler Infrastruktur am Erdboden, die bei extremen Sonnenstürmen infolge eines großen, auf die Erde gerichteten Flares stark leiden können.

Wer die Sonne regelmäßig beobachtet, kann sich derzeit immerhin noch an einigen größeren Flecken und einer reich strukturierten Chromosphäre erfreuen (siehe »Sonnenflecken in Serie«). So gab es auch im Juli wieder große Randprotuberanzen, deren Veränderungen binnen Stunden sichtbar wurden (siehe »Leuchtende Filamente«).

Sonnenflecken in Serie | Diese auffällige Kette dreier größerer Gruppen nahm Salvo Lauricella am 16. Juli 2025 auf, oben im nahen UV, unten im Weißlicht bei 540 Nanometern. Gut zu erkennen sind die hellen Fackelgebiete. Zum Einsatz kam eine Astrokamera ZWO ASI 174MM in Verbindung mit einem APO-Refraktor mit 13 Zentimeter Objektivdurchmesser.

Der Abstieg des gegenwärtigen Aktivitätszyklus hat zwar eindeutig begonnen, er ist aber längst nicht vorbei, denn bis zum nächsten Minimum können noch fünf Jahre vergehen. Um den Zeitpunkt des Minimums genau zu bestimmen, freut sich die VdS-Fachgruppe über alle, die sich mit eigenen Beobachtungen beteiligen. Die tägliche Bestimmung der Relativzahl ist sehr einfach und relativ schnell durchzuführen; eine Anleitung finden Sie unter www.vds-sonne.de.

Wie geht es weiter? | In den kommenden Monaten wird die Sonnenaktivität leicht abnehmen. Dargestellt ist der Verlauf der Relativzahl gemäß der seit dem 1. Juli 2015 international gültigen Zählweise des Solar Influences Data Analysis Center (SIDC).

WEITERLESEN MIT »SPEKTRUM +«

Im Abo erhalten Sie exklusiven Zugang zu allen Premiumartikeln von »spektrum.de« sowie »Spektrum - Die Woche« als PDF- und App-Ausgabe. Testen Sie 30 Tage uneingeschränkten Zugang zu »Spektrum+« gratis:

Jetzt testen

(Sie müssen Javascript erlauben, um nach der Anmeldung auf diesen Artikel zugreifen zu können)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.