Gamma-Astronomie: Vier Hundertschaften gegen M87
Manche Galaxien schleudern Unmengen an Energie und Materie in gebündelten "Jets" ins All. Wo die besonders energiereiche Gammastrahlung erzeugt wird, haben jetzt vier Observatorien zugleich herausgefunden.

© Robert Wagner, MPI f. Physik (Ausschnitt)
© NASA / ESA / STScI (Ausschnitt)
Kern der Galaxie M87 mit Jet | Auf dem Bild des Weltraumteleskops Hubble ist der Kern der elliptischen Galaxie M87 zu sehen. Der bläulich leuchtende Materiestrahl entspringt dem zentralen supermassereichen Schwarzen Loch.
Anders als das Licht von Sternen, stammt die hier empfangene Strahlung allerdings von Elektronen. Diese werden durch die Kraft des Schwarzen Lochs zu gewaltigen Materieströmen gebündelt, den Jets, die mit nahezu Lichtgeschwindigkeit bis zu Millionen Lichtjahre weit durchs All pflügen. Auf ihrer turbulenten Reise geben sie so genannte Synchrotronstrahlung ab. Diese konnte man lange nur im niederenergetischen Bereich des elektromagnetischen Spektrums beobachten, von Radiowellenlängen bis zu denen des sichtbaren Lichts.
Wie erhalten die Gammaphotonen so enorm viel Energie? Und wo? In der Nähe der zentralen Maschine oder viele tausend Lichtjahre entfernt, irgendwo in den Jets?
Wie sich zeigte, senden die aktiven galaktischen Kerne aber auch Lichtquanten mit Energien aus, die eine Billion mal so hoch sind wie die von Lichtteilchen im Optischen. Doch wie erhalten die Photonen überhaupt so enorm viel Energie? Und wo? In der Nähe der zentralen Maschine oder viele tausend Lichtjahre entfernt, irgendwo in den Jets? Das beschäftigt die Astronomen seit Jahrzehnten. Leider lassen sich diese Gammaphotonen nicht auf direktem Weg nachweisen, sondern nur durch so genannte Tscherenkow-Strahlung, die sie in der Erdatmosphäre verursachen. Und die für dieses schwache, blaue Licht geeigneten Teleskope erreichen bislang nicht genug Ortsauflösung. Deshalb waren die Wissenschaftler auch nicht in der Lage, zwischen den verschiedenen Modellen der Theoretiker das richtige zu ermitteln.
© Robert Wagner, MPI f. Physik (Ausschnitt)
Magische Zwillinge | Mit 17 Meter Durchmesser sind MAGIC-I und das 2009 eingeweihte MAGIC-II auf La Palma die größten Tscherenkow-Teleskope für die Beobachtung besonders energiereicher Gammastrahlen.
© Acciari et al., 2009. (Ausschnitt)
Gamma- und Radio-Lichtkurve von M87 | Innerhalb nur weniger Tage im Februar 2008 stieg die Gammastrahlung von M87 dramatisch ab und fiel ebenso rasch wieder auf ihr übliches Niveau zurück. Während dieser Zeit nahm gleichzeitig die Radiostrahlung vom Kern der Galaxie erheblich zu.
"Die Kampagne hat es zum ersten Mal ermöglicht, den genauen Ort des Gammastrahlungsausbruchs zu identifizieren, und damit den Ort der Teilchenbeschleunigung in M87"
(Robert Wagner)
"Diese Kampagne hat es zum ersten Mal ermöglicht, den genauen Ort des Gammastrahlungsausbruchs zu identifizieren, und damit den Ort der Teilchenbeschleunigung in M87", erläutert Wagner und fährt fort: "Für M87 gab es bestimmt ein Dutzend Modelle, wo die Gammastrahlung herkommen kann. Von direkt am Schwarzen Loch über Stoßfronten im Jet bis hin zu quasi-stationären Knoten." Damit sind Strukturen gemeint, die über einen längeren Zeitraum an gleicher Stelle erscheinen, wie Wellen oder Strudel in einem Gebirgsbach mit felsigem Bett. Die hellste von M87 heißt HST-1 und war bisher der beste Kandidat für die Gammastrahlung. "Unsere Beobachtung kann nun einige Modelle ausschließen", so Wagner. (Robert Wagner)
© MPI f. Physik (Ausschnitt)
Am Fuß des Jets vom M87 | Anfang 2008 beobachteten die Radioastronomen deutliche Schwankungen in Helligkeit des Kerns von M87, sowie Veränderungen bei den so genannten Knoten, Blasen erhöhter Emission im dort entstehenden lichtschnellen Jet. Dies stehe in eindeutigem Zusammenhang mit dem gleichzeitigen rapiden Anstieg der Gammastrahlung, die deshalb ebenfalls dort entstehen müsse, so die Forscher.
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