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Südostasien: Vietnams "Große Mauer" entdeckt

Im Jahr 1819 ließ der vietnamesische Kaiser Gia Long aus der Nguyen-Dynastie eine 127 Kilometer lange Mauer errichten. In der Kolonialzeit geriet das imposante Bauwerk in Vergessenheit – bis Andrew Hardy vom École Française d'Extrême-Orient 2005 in Dokumenten des vietnamesischen Kaiserhofs Hinweise auf eine „Lange Mauer von Quang Ngai“ fand. Gemeinsam mit Ngyuen Tien Dong von der Vietnam Academy of Social Science begann er mit Ausgrabungen und entdeckte nun das wohl längste Bauwerk Südostasiens.

Die Mauer war bis zu vier Meter hoch und wurde aus sich abwechselnden Schichten von Erde und Steinen errichtet. Sie folgte dem Nord–Süd–Verlauf einer Handelsstraße durch Zentralvietnam. Die Besatzung von mehr als 50 Forts sicherte die Strecke und sammelte Steuergelder ein.

Der Wall markierte die Grenze zwischen den ethnischen Vietnamesen, den Viet, und dem Bergvolk der Hrê. Im Gegensatz zur Großen Chinesischen Mauer war diente sie aber nicht der Abwehr von Invasionsarmeen – Viet und Hrê bauten das Bollwerk gemeinsam. Die heutigen Bewohner der Region erklärten den Forschern, ihre Ahnen auf beiden Seiten hätten Einflüsse der jeweils anderen Volksgruppe verhindern wollen.

Gia Long, der Initiator des Bauwerks, übernahm 1802 mit Hilfe der Franzosen die Macht und ließ sich zum Kaiser krönen. Er führte Vietnams heutigen Namen ein und schloss Laos und Kambodscha als Vasallenstaaten seinem Reich an. Die von ihm begründete Nguyen-Dynastie herrschte offiziell bis zum Ende des zweiten Weltkriegs.

Julian Willuhn

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