Schmerztherapie: Virtueller Arm lindert Phantomschmerzen
Phantomschmerzen im fehlenden Glied quälen etwa 70 Prozent der Amputierten. Trotz diverser Therapiemethoden (wie der Spiegelmethode) halten sich die Schmerzen bei einigen Patienten hartnäckig – teilweise über Jahrzehnte. So auch bei einem schwedischen Patienten: Er litt seit 48 Jahren dauerhaft unter Phantomschmerzen im amputierten Arm. Nun linderte eine Forschergruppe der Technischen Hochschule Chalmers in Göteborg seine Schmerzen mit einer neuen Technik.
Virtueller Arm ersetzt das fehlende Glied
Das Team um Max Ortiz-Catalan registrierte per Elektroden auf der Haut die Muskelaktivität im Armstumpf des 72-jährigen Patienten. Ein Computer rechnete die Signale dann so um, dass der Mann durch Anspannung bestimmter Muskelgruppen einen virtuellen Arm auf einem Monitor steuern konnte. Das Bild auf dem PC erweckte den Eindruck, als ob der künstliche Arm tatsächlich das fehlende Glied ersetzte. Außerdem lernte der Patient, mit den Muskelsignalen aus seinem Armstumpf einen Wagen in einem Autorennen zu steuern. Die Übungseinheiten fanden über 18 Wochen ein bis zwei Mal wöchentlich statt.
Phantomschmerzen nahmen rapide ab
Der Patient erlangte mehr und mehr Kontrolle über den virtuellen Arm und damit auch über seine Phantomschmerzen. Nach vier Trainingseinheiten ließen diese bereits deutlich nach. Nach zehn Wochen konnte der Patient seine Schmerzen aktiv lindern, so dass er sogar schmerzfreie Momente erlebte – das erste Mal seit dem Verlust seines Arms. Außerdem normalisierte sich sein Körpergefühl: Nach der Amputation hatte er dauerhaft das Gefühl gehabt, seine Hand sei zu einer Faust geballt. Dieser Eindruck verschwand im Zuge des Trainings.
Die Forscher vermuten, dass ihre Technik Hirnareale reaktiviert, die mit der Steuerung von Bewegungen zu tun haben. Durch das Beugen und Strecken des virtuellen Arms bekommen die Muskelsignale aus dem Armstumpf wieder eine Funktion. Außerdem werden Muskelgruppen angeregt, die zuvor brach lagen. In einer größeren Studie wollen die Forscher ihr Verfahren nun an weiteren Betroffenen testen.
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