Vögel: Leierschwänze züchten sich fette Beute

Mehr als 150 Tonnen Erdreich und Pflanzenmaterial bewegt jeder Leierschwanz (Menura novaehollandiae) jährlich im Durchschnitt am Grunde ostaustralischer Wälder: eine Bodenbearbeitung, die angesichts der Größe der Vögel einmalig im Wirbeltierreich sein könnte. Auf diese erstaunliche Menge kommt eine Studie von Alex Maisey von der La Trobe University in Australien und seinem Team. Die Vögel schaffen damit perfekte Bedingungen, um sich ihre Beute in großer Zahl und fett heranzuzüchten.
Die Arbeitsgruppe hatte über drei Jahre hinweg das Verhalten der Vögel beobachtet und experimentell den Waldboden in Teilen des Verbreitungsgebiets der Art manipuliert. Damit wollten sie herausfinden, warum die Tiere den Untergrund für ihre Bedürfnisse herrichten und welche Folgen dies hat. Sie richteten verschiedene Testflächen ein, bei denen die Leierschwänze zum Teil ausgeschlossen waren. Ein Teil davon blieb in der Folge völlig unbearbeitet, in anderen Arealen imitierten die Forscher die Vögel: Sie kehrten Blätter und andere Pflanzenreste beiseite, so dass nackter Boden entstand, an anderer Stelle arbeiteten sie das Material dagegen intensiv in den Untergrund ein. Als Kontrolle dienten Flächen, auf denen die Leierschwänze selbst aktiv blieben.
Wo die Böden manipuliert waren und die Leierschwänze nicht jagen konnten, wiesen Maisey und Co anschließend deutlich mehr und größere wirbellose Beutetiere wie Spinnen, Hundertfüßer oder Würmer nach als in den unbearbeiteten Testflächen. Die Vögel schaffen also ideale Bedingungen, damit ihre Nahrung sich vermehren und nahrhaft werden kann. Dadurch verbessern sie die Lebensbedingungen für sich selbst.
Angesichts der großen Mengen an Boden- und Pflanzenmaterial, das die weit verbreiteten Vögel in den australischen Wäldern bewegen, dürfte ihr Einfluss auf die Artenvielfalt, Struktur und Funktion des Ökosystems gewaltig sein, schätzen die Forscher. Unter normalen Bedingungen außerhalb starker Dürrezeiten würden sie sogar die Waldbrandgefahr senken, weil sie potenziellen Brennstoff in den Boden einarbeiten. Ohne ihr Zutun dürften diese Wälder anders aussehen, schreiben die Wissenschaftler: Immerhin könnten die Vögel alle 20 Monate den kompletten Oberboden in ihrem Revier umgegraben haben.
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