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News: Vom Krater zum Fingerabdruck

Zehn Milliarden Tonnen von Meteoriten jährlich prasselten vor vier Milliarden Jahren auf die Erde. Oberflächlich ist heute davon nichts mehr zu sehen - aber der chemische Fingerabdruck bleibt unverkennbar.
Die narbige Oberfläche des Mondes zeugt von den Gesteinsbrocken aus dem Weltraum, die vor etwa vier Milliarden Jahren auf ihn nieder prasselten. 100 bis 200 Millionen Jahre lang musste unserer Trabant diesen Meteoritensturm über sich ergehen lassen. Die Durchmesser der entstandenen Krater von teilweise über tausend Kilometern zeigen, dass es sich bei den einschlagenden Objekten nicht gerade um Kieselsteine gehandelt hat.

Und wie erging es der Erde zu dieser Zeit? Angesichts ihrer größeren Masse und damit stärkeren Gravitation müsste sie sogar noch heftiger unter dem Bombardement gelitten haben. Die Spuren davon sind allerdings schwer zu finden, denn die Oberfläche unseres Planeten hat sich seitdem ständig gewandelt: Durch die Kontinentalverschiebung sind Krustenstücke gewandert, abgetaucht, geschmolzen, durchmischt und wieder neu entstanden, und die Erosion hat im Laufe der Zeit Gebirge wie Krater dem Erdboden gleich gemacht. Von den damaligen Einschlägen ist daher heute nichts mehr zu sehen.

Trotzdem hat der Meteoritenhagel seinen charakteristischen Fingerabdruck hinterlassen – in der chemischen Zusammensetzung der Gesteine. Das Verhältnis verschiedener Isotopen eines Elementes verrät, ob das Material terrestrischer oder extraterrestrischer Herkunft ist. Und diese Spuren sind selbst dann noch zu finden, wenn das Gestein zwischenzeitlich durch Hitze und Druck gänzlich überprägt wurde – jedenfalls so lange es nicht den Schmelzkessel des Erdmantels durchlaufen hat. Allerdings muss man solche Fingerzeige erst einmal finden.

Dies ist Ronny Schoenberg von der University of Queensland und seine Kollegen nun endlich gelungen. In etwa 3,8 Milliarden Jahre alten Amphiboliten aus Grönland und Labrador entdeckten sie Wolfram-Isotopen in einer Relation, die völlig untypisch für irdische Gesteine ist. Die logische Schlussfolgerung: Hier handelt es sich um Überreste des Meteoritenhagels jener Zeit, die erodiert und vermischt mit terrestrischen Sedimenten abgelagert wurden.

Die meisten der untersuchten Gesteinsproben enthielten auch Kohlenstoff. Eine stammt gar aus demselben Aufschluss, in dem Forscher im Jahr 1999 Graphitpartikel aufspürten, für die sie einen biologischen Ursprung vermuteten. Da die Wolframisotopen nun auf eine extraterrestrische Herkunft hindeuten, muss diese Schlussfolgerung wohl noch einmal überdacht werden – vielleicht handelt es sich doch um unlösliche Kohlenstoffteilchen aus kohligen Chondriten. Das dürfte die Diskussion um die ersten Spuren von Leben auf unserem Planeten neu entfachen.

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