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News: Von der Wissenschaft geblendet

Tief am Meeresgrund entspringt an einigen Stellen heißes, schwefelreiches Wasser. Vor wenigen Jahren entdeckten Wissenschaftler dort einzigartige Lebensgemeinschaften aus Bakterien und Tieren. Doch für manche Bewohner dieser Inseln am Boden der Ozeane bleiben die Besuche der Forscher nicht ohne Folgen: Die Scheinwerfer der Tauchboote zerstören mit ihrem gleißenden Licht die empfindlichen Augen der Krabben.
Für Krabben der Gruppe Bresiliidae muß die Visite der neugierigen Wissenschaftler wie ein Zukunftsfilm aus dem Kino aussehen: In der ruhigen Dunkelheit taucht plötzlich ein dröhnendes Geräusch auf, begleitet von einem grell hellen Licht. Dieser Anblick ist denn auch das letzte, was der Krebs in seinem Leben sehen wird.

Ein Forscherteam um Peter Herring vom Southampton Oceanography Centre stellte fest, daß die Augen der Tiefseekrabben schon von einem einzigen Zusammentreffen mit den Tauchbooten irreversible Schäden davontragen können. Ihre Untersuchungen haben die Wissenschaftler an Exemplaren der Arten Rimicaris exoculata und Mirocaris fortunata durchgeführt, die sie am Mittelatlantischen Rücken gefangen haben.

Nachdem Herrings Team die Krabben in schwarzen Kammern an die Oberfläche gebracht hatte, stellte sich heraus, daß in ihren Augen die Schicht der Photorezeptoren – das Rhabdom – schwere Degenerationserscheinungen aufwies. Einige der Tiere hatten ihr Rhabdom sogar vollständig verloren. Lediglich Jungtiere, die aller Wahrscheinlichkeit nach noch nie Kontakt mit künstlichen Lampen hatten, verfügten noch über voll funktionstüchtige Augen.

Ob die Schäden am optischen Sinn der Krabben wirklich durch das Licht der Tauchboote verursacht wurden, muß noch wissenschaftlich genauer überprüft werden. Im Prinzip könnten auch einige andere Faktoren des Lebensraums Tiefseeschlot daran schuld sein, zum Beispiel die hohe Wassertemperatur, die große Schwefelkonzentration, oder es handelt sich einfach um einen Alterungsprozeß. Um die Frage nach dem Verursacher klären zu können, müssen die Forscher Tiere von bislang nicht besuchten Quellen mit häufig frequentierten Schloten vergleichen, kontrollierte Experimente mit verschiedenen Lichtintensitäten durchführen und so fort.

Licht in das Dunkel der Krabben werden die Ergebnisse aber nicht bringen.

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