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News: Von wegen Vegetarier

Bei dem Schädel - und bei den Zähnen - musste Australopithecus robustus einfach Vegetarier sein. Dass er keinen großen Tieren nachstellte, mag stimmen, dennoch war er kein Verächter tierischer Proteine. Denn mit List und spitzen Knochen ging er auf die Jagd nach kleinen Termiten.
Als vor etwa einer Million Jahren der letzte Australopithecus robustus starb, blieb er ohne Nachkommen. Die Gattung der Australopithecinen war endgültig ausgestorben. Über die Lebensweise dieser fernen Verwandten des Menschen wird seit langem spekuliert. So ginge man lange davon aus, dass sich A. robustus vegetarisch ernährte. Sowohl die Kopfform als auch die Zähne schienen darauf hinzudeuten. Verwirrend war indes, dass sich in den Knochen Formen von Kohlenstoff fanden, die eindeutig auf den Verzehr von tierischen Proteinen schließen lassen.

Lucinda Backwell vom Bernard Price Institute for Palaeontological Research der University of the Witwatersrand und Francesco d'Errico vom Centre National de la Recherche Scientifique in Talence beschäftigten sich daraufhin noch einmal mit den bisher ältesten Knochenwerkzeugen, die man im Umfeld der bisher geborgenen fossilen Skelette von A. robustus fand. Deutlich sind daran die Spuren der Nutzung zu finden - nur wofür der vorzeitliche Hominide sie verwendete, war bislang rätselhaft.

Um dies herauszubekommen, versetzten sich Backwell und d'Errico einfach in die Lage eines A. robustus in der afrikanischen Savanne. Da alle Knochen zwischen 13 und 19 Zentimeter lang waren, könnte es sein, dass sie einst zum Einsammeln von Ameisen oder Termiten benutzt wurden. Und tatsächlich: Die Werkzeuge, mit denen die Forscher in den Termitenhügeln herumstocherten, zeigten anschließend die gleichen mikroskopisch feinen Spuren wie die prähistorischen Funde. Wenngleich A. robustus also wohl nicht der große Jäger war, so ernährte er sich auch nicht rein vegetarisch. Jene als C4 bekannte Form des Kohlenstoffs findet sich schließlich auch in den Proteinen und Fetten der Termiten (die Ergebnisse erscheinen demnächst in den Proceedings of the National Academy of Sciences).

Ungleich interessanter ist wohl die Tatsache, dass diese Ernährung eine Intelligenz voraussetzt, wie man sie bei dieser Hominidengattung bisher nicht vermutete. So wählte A. robustus offenbar bewusst die Knochen aus, mit denen es sich besonders gut nach Termiten fischen ließ. Auf diese Weise konnte er sich auch während der Trockenperioden - wenn sich die Insekten in ihren Höhlen verbargen - an tierischem Eiweiß stärken.

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