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Zoologie: Vorgewarnte Blut-Springspinne sucht gezielter

<i>Evarcha</i> mit Beute
In besonders wichtigen, aber auch unübersichtlichen Situationen hilft die Beschränkung auf das Wesentliche, um nicht den Überblick zu verlieren. Hierzu können Mensch wie Tier auf Beute- oder Partnerjagd voreingestellte Suchschablonen im Kopf helfen – "Suchbilder", die Sinnesphysiologen in der Theorie bereits seit Jahrzehnten kennen. Tatsächlich sind solche Raster-Mechanismen im gesamten Tierreich gängig, wie Spinnenforscher nun an ihrem Lieblingsstudienobjekt zeigen: Im Ernstfall sorgt der nach Blut lechzende Achtbeiner Evarcha culicivora für eine möglichst selektive Wahrnehmung von optischen, aber auch von Duftreizen seiner Beute [1].

Evarcha bei der Mahlzeit | Evarcha culicivora, eine kleine ostafrikanische Springspinne, schätzt Stechmückenweibchen, die sich gerade den Bauch mit Wirbeltierblut vollgeschlagen haben. Besonders die Malariamücke Anopheles steht auf ihrem Speiseplan.
Teamleiter Robert Jackson von der University of Canterbury im neuseeländischen Christchurch hatte mit Kollegen bereits 2005 entdeckt, dass die Evarcha-Spinnen vor allem blutgefüllte Stechmücken als Nahrungsquelle schätzten – und damit an frisches Wirbeltierblut gelangen [2]. Dieselbe Spinne entdeckt diese Leckerbissen dann besonders effizient, wenn sie zuvor über die mögliche Anwesenheit ihrer Mückenbeute alarmiert wird und ein Suchbild vorschaltet. Die mit diesem Beuteraster perfektionierte Jagd ist besonders dann überlegen, wenn viele optische Reize ablenken können.

Jackson weist nun mit seiner Kollegin Fiona Cross aber darauf hin, dass Sinnes- und Neurophysiologen in den letzten Jahrzehnten den Begriff Such-"Bild" übertrieben wörtlich genommen haben: Auch andere Wahrnehmungskanäle neben dem optischen würden durch Sinnesraster effizienter. Die Forscher testeten dies an der olfaktorischen Wahrnehmung und überprüften, ob auch der Duft blutgefüllter Mücken über ein Duftsuchbild im Kopf der Mücke dazu führt, die Jagd zu optimieren.

Dabei wurden hungrige Spinnen zunächst mit dem Beuteduft konfrontiert; danach sollten sie in einer Laufkammer ein Beutetier gezielt ansteuern. Dies gelang ihnen besser als Achtbeinern, die zuvor keinen Duft oder nur den eines Geschlechtspartners vor die Riechorgane bekommen hatten. Besonders deutlich war der Unterschied aber nur dann, wenn der Beuteduft zudem mit verwirrenden anderen Duftspuren getarnt wurde – also sehr schwer herauszuriechen war. Das Ergebnis belege eindeutig die Bedeutung olfaktorischer Suchbilder bei den Spinnen, so die Forscher. (jo)

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  • Quellen
[1] Cross, F. et al.: Olfactory search-image use by a mosquito-eating predator. In: Proceedings of the Royal Society B 10.1098/rspb.2010.0596, 2010.
[2] Jackson, R. et al.: A spider that feeds indirectly on vertebrate blood by choosing female mosquitoes as prey. In: Proceedings of the National Academy of Sciences 10.1073/pnas.0507398102, 2005.

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