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Besser vorsorgen: Was passiert bei einer Biopsie?

Um verdächtige Schwellungen und Veränderungen im Körper zu überprüfen, machen Ärztinnen und Ärzte eine Biopsie. Tut das weh? Wie lange dauert das? Und was ist zu beachten?
Bei einer Biopsie entnehmen Medizinerinnen und Mediziner eine Gewebeprobe, die sie im Labor von Spezialisten genauer untersuchen lassen.

Bei einer Biopsie entnehmen Medizinerinnen und Mediziner eine Gewebeprobe, die sie im Labor von Spezialisten genauer untersuchen lassen. Biopsien zählen streng genommen nicht zur Vorsorge, können aber Teil von ihr sein, wenn zum Beispiel die Untersuchung der Prostata beim Urologen auffällig oder beim Frauenarztbesuch ein Lymphknoten vergrößert war. Würde man den Begriff aus dem Griechischen übersetzen, hieße eine Biopsie, etwas »Lebendes betrachten«.

Wozu ist die Untersuchung gut?

Biopsien entnehmen Ärzte immer, wenn sie Gewebe oder Zellen genauer untersuchen wollen. Meist geht es darum, herauszufinden, ob eine verdächtige Schwellung oder eine Veränderung im Körper gut- oder bösartig ist. Häufig entnehmen Mediziner Gewebe bei Frauen aus der Brust oder der Gebärmutter und bei Männern aus der Prostata. Leber-, Haut- und Schleimhautbiopsien kommen bei beiden Geschlechtern vor. Grundsätzlich lässt sich jedes Organ und jedes Gewebe biopsieren. Sind beispielsweise Lymphknoten vergrößert, wollen Ärzte mit Hilfe einer Biopsie die Ursache herausfinden. Im Fall einer Blutbildungsstörung beproben sie wiederum das Knochenmark.

Wie läuft die Biopsie ab?

Meistens findet der Eingriff ambulant statt. Das heißt, die Patienten müssen dafür nicht über Nacht im Krankenhaus bleiben, sondern können anschließend wieder nach Hause fahren. Je nachdem, welchen Bereich der Arzt oder die Ärztin biopsiert, erfolgt eine lokale Betäubung. Manchmal ist eine kurze Narkose erforderlich. Auch während einer Operation oder einer Endoskopie von Magen oder Darm können Biopsien erfolgen, beispielsweise mit Hilfe einer kleinen Zange.

Man unterscheidet zwischen Exzisionsbiopsien und Inzisionsbiopsien. Bei Ersteren entfernen Mediziner das veränderte Gewebe mit einem Skalpell samt Sicherheitsabstand komplett, bei Letzteren nur einen Teil. Häufig zum Einsatz kommt die »Nadelbiopsie«, auch »Punktion« genannt. Dabei nimmt eine Hohlnadel das zu untersuchende Gewebe auf. Mittels »Feinnadelbiopsie« wird das verdächtige Gewebe eingesaugt, per »Stanzbiopsie« wird es zylinderförmig herausgestanzt. Die Entnahme von Zellen, etwa bei einem gynäkologischen Abstrich, gilt ebenfalls als Biopsie.

Woran sollten Patienten denken?

Viele Biopsien können Hausärzte durchführen, manchmal ist aber ein Termin beim Facharzt nötig, etwa bei einem Chirurgen. Bösartige Weichteiltumore in Muskel- oder Fettgewebe sollten nur in spezialisierten Zentren biopsiert werden. Patienten besprechen im Vorfeld mit dem Arzt oder der Ärztin, wie viel Zeit sie für den Termin einplanen sollen und ob es danach besondere Verhaltensregeln zu beachten gilt. Wurden sie für den Eingriff in Narkose versetzt, sollten Patienten nach dem Aufwachen nicht allein nach Hause fahren. Wie lange sie sich schonen sollten, hängt von der Art der Biopsie und vom untersuchten Gewebe ab. Nach einer Brustbiopsie beispielsweise raten Mediziner zu mindestens drei Tagen körperlicher Schonung. Wurde die Leber biopsiert, empfehlen Ärzte einige Stunden Bettruhe, um das Blutungsrisiko zu minimieren.

Serie: »Besser vorsorgen«

Krebsvorsorge, Früherkennung, Check-up – es gibt viele Untersuchungen, die Gesunde regelmäßig wahrnehmen sollten. Denn vorsorgen ist besser als nachsorgen. Wir erklären die gängigsten Methoden und beantworten die wesentlichen Fragen: Wozu ist die Untersuchung gut? Was macht die Ärztin, worauf achtet der Arzt? Und tut das weh?

Gibt es Nachteile oder Risiken?

Generell gilt eine Biopsie als kleiner Eingriff. Dennoch besteht stets ein gewisses Infektionsrisiko, das sich bei sorgfältigem Vorgehen aber minimieren lässt. Auch das Risiko von Blutungen, Verletzungen des umliegenden Gewebes und Wundheilungsstörungen ist eher gering. Vorbeugend verordnen Ärzte manchmal Antibiotika, um eine Infektion zu verhindern.

Erfolgt die Biopsie, um einen Tumor genauer zu untersuchen, besteht bei manchen Krebsarten die Möglichkeit, dass Krebszellen im Einstichkanal hängen bleiben, verschleppt werden und dann anderswo im Körper Metastasen bilden. Wie groß das Risiko wirklich ist, ist Studien zufolge aber unklar – es scheint gering zu sein, sofern sorgfältig gearbeitet wird, und ist bei vielen Krebsarten gar nicht nachweisbar. In bestimmten Gewebetypen gehen Ärtze besonders vorsichtig vor und schieben die Nadel durch einen Führungskanal, um zu verhindern, dass sich eventuell vorhandene Krebszellen im Körper verteilen können.

Schmerzen an der Einstichstelle, Blutergüsse oder geringfügige Blutungen gehören zu den häufigsten, aber harmlosen Komplikationen. In der Regel heilt das Gewebe schnell und relativ schmerzfrei ab. Wie groß das Komplikationsrisiko im Einzelfall ist, hängt vom Ort und der Art der Biopsie ab und ist Thema des Vorgesprächs zwischen Arzt und Patient.

Entscheidend für ein verlässliches Ergebnis ist, dass die Gewebeprobe exakt aus dem verdächtigen Bereich stammt. Um das sicherzustellen, werden Biopsien oft durch bildgebende Verfahren unterstützt und finden zum Beispiel unter Röntgenkontrolle statt.

Wie geht es nach der Biospie weiter?

Das entnommene Biopsat wird in ein Labor geschickt, wo Pathologinnen und Pathologen es gründlich analysieren. Je nach Untersuchungsziel frieren sie die Proben ein, schneiden oder färben diese oder prüfen sie auf molekularbiologische Prozesse. Hat die Biopsie den Verdacht des Arztes bestätigt und liegt zum Beispiel ein bösartiger Tumor vor, gilt es, schnellstmöglich mit der Behandlung zu beginnen. Konnte die Biopsie den Anfangsverdacht zerstreuen, sind entweder zur Absicherung weitere Untersuchungen nötig oder es gibt Entwarnung. Bis das Ergebnis vorliegt, dauert es meist zwei bis drei Tage – je nach Verdachtsfall.

Manchmal lassen Chirurgen Gewebe noch während einer Operation untersuchen. Dafür nutzen sie auch Schnellschnitte, die binnen Minuten ein Ergebnis liefern.

Wer bezahlt Früherkennungs- und Vorsorgeuntersuchungen?

Ob Baby oder Greis – ein Leben lang übernehmen die Krankenkassen die Kosten für zahlreiche Früherkennungs- und Vorsorgechecks. Das bedeutet, die Untersuchungen sind für Patienten kostenlos. Einen Überblick, wer wann Anspruch auf welche Untersuchung hat, hat der Gemeinsame Bundesausschuss zusammengestellt. Untersuchungen, die Patienten selbst bezahlen müssen, heißen Individuelle Gesundheitsleistungen, kurz IGeL. Zu den beliebtesten zählen zum Beispiel die Messung des Augeninnendrucks, eine Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke oder ein großes Blutbild. Der IGeL-Monitor vom »Medizinischen Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen« hat sich zum Ziel gesetzt, die verschiedenen IGeL wissenschaftlich zu bewerten, damit Patienten sich gut informiert für oder gegen eine bestimmte Untersuchung entscheiden können.

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