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News: Vorwurf über "faule" Arbeitslose unterliegt politischer Konjunktur

Der Vorwurf, Arbeitslose seien faul, taucht regelmäßig auf und hat wenig mit der Realität zu tun. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Dabei untersuchten Günther Schmid, Frank Oschmiansky und Silke Kull die Geschichte der vier größeren "Faulheits"-Debatten seit den siebziger Jahren. Sie entdeckten hierbei wiederkehrende Muster: Die Vorwürfe tauchten jeweils ein bis anderthalb Jahre vor einer Bundestagswahl auf, und zwar in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit, wenn bei Meinungsumfragen ein großer Teil der Bevölkerung der Aussage zustimmt, viele Arbeitslose wollten gar nicht arbeiten.

Die Debatten führten zu sinkenden Sperrzeitenquoten und verschärften Zumutbarkeitsregeln. Ein internationaler Vergleich zeigte allerdings, dass die deutschen Vorschriften eher streng und wenig flexibel sind. In anderen Ländern können Arbeitslose bis zu einem gewissen Grad durch kooperatives Verhalten Sanktionen vermeiden oder sogar wieder rückgängig machen. Die Analyse der Wissenschaftler ergab, dass positive Anreize bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit effektiver sind als restriktive Maßnahmen.

Erst im April 2001 hatte Bundeskanzler Gerhard Schröder eine heftige Diskussion über angeblich faule Arbeitslose ausgelöst. Die erste "Faulheits"-Debatte wurde 1975 durch den sozialdemokratischen Bundesarbeitsminister Walter Arendt initiiert.

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  • Quellen
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH

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