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News: 'Vulkanausbruch' auf einem Kometen

Auf einem Kometen gibt es zwar keine Vulkane wie auf der Erde, denn die Himmelskörper sind gefrorene Klumpen aus Staub und Eis. Aber manchmal spucken auch sie. So hat der Komet LINEAR einen gewaltigen Brocken seiner Kruste abgesprengt, der flach und platt ist wie ein Pfannkuchen. Und das Weltraumteleskop Hubble hat das Feuerwerk direkt übertragen.
Glück muss der Forscher haben – wie Harold Weaver und sein Team von der John Hopkins University in Baltimore. Nur zwei Tage lang haben die Astronomen den Kometen LINEAR mit dem Weltraumteleskop Hubble beobachtet. Doch genau in dieser Zeit ereignete sich so etwas wie ein Vulkanausbruch – bei rund minus 70 Grad Celsius wohlgemerkt. Ein Stück der Kruste platzte ab und schoss davon, so wie ein Sektkorken aus der Flasche springt.

Bei dem heftigen Ausbruch spuckte LINEAR eine große Menge Staub in den Weltraum, der so viel Sonnenlicht reflektierte, dass die Helligkeit des Kometen für mehrere Stunden dramatisch anstieg. Hubble nahm den gesamten Vorgang auf – sogar ein Bild des abgeworfenen Materiebrockens war dabei.

Für erdgebundene Teleskope war das kurze Ereignis zu lichtschwach, nur Hubbles scharfer Blick hat das Ereignis bis ins kleinste Detail erkannt. Die Beobachtung ist ein Hinweis darauf, dass so etwas häufiger passiert. Denn es ist äußerst unwahrscheinlich, dass das Teleskop ausgerechnet ein einzigartiges Ereignis erwischt hat, erklärten die Forscher. Zudem haben Astronomen schon bei Beobachtungen des Kometen Hyakutake ähnliche Fragmente bemerkt.

"Wir hatten Riesenglück", freut sich Harold Weaver. "Mit einem plötzlichen Helligkeitsausbruch hat dieser Komet uns gezeigt, was er hätte sein können. Der Komet LINEAR war in der Regel nicht so hell, wie wir gehofft hatten, aber gelegentlich tut er etwas sehr Aufregendes." Durch den Ausbruch haben die Forscher einen selten tiefen Einblick in die Struktur und Zusammensetzung der verdampfbaren Kometenkerne erhalten. Wenn sich diese urzeitlichen Anhäufungen von Eis und Staub durch Sonnenlicht aufheizen, spuckt der Kern Gas und Staub aus – der markante Schweif entsteht. Doch selbst Hubble mit der exzellenten Auflösung kann den Kern nicht direkt erkennen, weil dessen Durchmesser nur etwa zwei Kilometer beträgt und er zudem durch Staubteilchen verschleiert wird.

Zu Beginn der Beobachtungen stieg innerhalb von gerade mal vier Stunden die Helligkeit des Kometen um rund 50 Prozent. Am folgenden Tag strahlte der Brocken aus Eis und Staub um ein Drittel weniger, um am letzten Tag wieder seinen normalen Pegel zu erreichen.

Weaver und seine Kollegen haben verschiedene Erklärungsmodelle entwickelt. Eine Möglichkeit besteht darin, dass eine besonders flüchtige Region des Kern erstmals dem Licht der Sonne ausgesetzt war und dadurch plötzlich verdampfte. Eine andere Erklärung wäre, dass sich ein hoher Druck durch sublimierendes Gas direkt unter der Oberfläche aufgebaut hat und so eine Schicht des Kruste abgesprengt hat. Es könnte sich aber auch um ein etwa hausgroßes so genanntes Kometesimal handeln. Der Kern eines Kometen soll aus einer Anhäufung solcher Geröllbrocken bestehen, die lose zusammen halten. Einer dieser Teile könnte sich gelöst haben und weggeflogen sein.

Das Spektakel war eine unerwartete Dreingabe für die Astronomen. Eigentlich haben sie den Kometen beobachtet, um seine Zusammensetzung zu analysieren. Im Vergleich zu anderen Kometen enthält LINEAR zu wenig Kohlenmonoxid. Daraus schlossen die Wissenschaftler, dass sich der Körper viel näher an der Sonne gebildet hat, denn dadurch hätte sich der Gehalt an Kohlenmonoxid verringert. Erst danach wurde der Himmelskörper in die Oortsche Wolke hinausgeschleudert.

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