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News: Wachwechsel am Rande des Sonnensystems

Wissen Sie, wie der äußerste Planet des Sonnensystems heißt? Wenn Sie auf Pluto tippen, dann haben Sie recht. Aber erst seit gestern vormittag. In den letzten zwanzig Jahren hätte die korrekte Antwort dagegen Neptun gelautet. Die Umlaufbahn des Pluto ist nämlich so stark elliptisch, daß der Planet auf seinem Weg ab und zu dichter an die Sonne heranrückt als der vergleichsweise gemäßigte Neptun.
Manchmal können Merksprüche ganz schön in die Irre führen. Da haben Generationen von Hobbyastronomen den Satz: "Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere neuen Pläne" auswendig gelernt, um sich die Reihenfolge der Planeten im Sonnensystem einzuprägen. Der erste Buchstabe des Wörtchens "mein" ist zugleich der Wortanfang von Merkur, "Vater" steht für Venus und so fort, bis "Pläne" uns an Pluto erinnert. Ein schöner Trick mit nur einem einzigen Haken: Vom 7. Februar 1979 bis zum 11. Februar 1999 – also gestern, genau 11.08 Uhr – paßte die tatsächliche Reihenfolge nicht zum Merksatz!

Pluto ist nämlich kein gewöhnlicher Planet. Unser Wissen über ihn ist auf wenige Fakten und etwas Spekulation begrenzt. Erst am 18. Februar 1930 erkannte Clyde Tombaugh den Planeten auf photografischen Platten des Nachthimmels. Und Plutos Mond Charon mußte gar bis zum Jahre 1978 auf seine Entdeckung warten.

Im Vergleich zu den übrigen Planeten des Sonnensystems, die sich auf relativ kreisrunden Bahnen bewegen, ist Plutos Orbit stark elliptisch. Auf seinem Weg kreuzt er zweimal die Umlaufbahn des Neptun und ist dann für 20 Jahre näher an der Sonne als dieser. Die letzte dieser Phasen ist gestern zuende gegangen. Für die nächsten 228 Jahre gebürt Pluto wieder der Titel des sonnenfernsten Planeten.

Der Wechsel hat sich übrigens wenig spektakulär vollzogen, und auch in Zukunft ist nicht mit einer Kollision von Pluto und Neptun zu rechnen. Pluto schafft zwei Sonnenumrundungen während dreier Neptunjahre. Daher wiederholen sich die relativen Positionen der beiden alle 497 Jahre – so daß die beiden niemals einander zu nahe kommen. Zudem ist Plutos Bahn ungewöhnlich stark gegenüber der Ebene der übrigen Orbits geneigt.

Unter anderem wegen dieser ungewöhnlichen Umlaufbahn haben einige Astronomen überlegt, ob Pluto überhaupt ein richtiger Planet ist. Sein Durchmesser ist noch geringer als bei den vier inneren Planeten, ganz zu schweigen von den äußeren Gasriesen Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun. Selbst unser guter Erdmond ist größer. Die Wissenschaftler nahmen darum an, Pluto sollte besser als eines der Objekte des Kuiper-Gürtel angesehen werden. Diese eisigen Körper befinden sich in der Nähe von Pluto und Neptun oder sind noch weiter von der Sonne entfernt. Darüberhinaus sind kleiner als Pluto. Möglicherweise handelt es sich bei ihnen um Überbleibsel aus der Entstehungszeit des Sonnensystems. Doch anders als diese Objekte ist Pluto in etwa kugelförmig und bewegt sich auf einer gleichmäßigen Bahn um die Sonne. Deshalb – und bestimmt auch aus etwas sentimentalen Gründen – ist Pluto uns als "Planet" erhalten geblieben. Außerdem hätten die Hobbyastronomen sich sonst einen neuen Merkspruch einfallen lassen müssen.

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