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Wirbeltiere: Wandern verkürzt das Leben

Alljährlich zwischen weit entfernten Plätzen zu wechseln, ist zehrend. Wandernde Tierarten leben daher nicht nur vergleichsweise kurz, auch sonst verläuft ihr Leben rascher.
Zebras und Gnus bei ihrer großen Wanderung in der Masai Mara in Kenia.

Wandernde Tierarten haben offenbar einiges gemeinsam: Sie wachsen schneller heran, sie leben kürzer, und sie zeugen mehr Nachkommen als verwandte Arten, die nicht zwischen Futterplätzen oder Brut- und Winterquartieren migrieren. Zu dem Ergebnis kamen Forscher um Stuart Bearhop von der University of Exeter, indem sie mehr als 700 Vogel- und 540 Säugetierarten miteinander verglichen. Die wandernden Tiere untereinander unterscheiden sich aber in der Körpermasse: Sie ist stark von der Lebensweise und dem Habitat der Arten abhängig.

Im Speziellen stellte die Forschergruppe die Wirbeltiere anhand mehrerer Kriterien gegenüber, darunter die Lebensdauer, der Zeitpunkt der Geschlechtsreife, ebenso die Entwicklungsdauer der Tiere vor und nach der Geburt sowie die Zahl der Nachkommen. Bearhop und sein Team hielten fest, dass der Lebenszyklus migrierender Tiere schneller verläuft als bei jeweils verwandten Arten, die nicht auf Wanderschaft gehen. Bei den Körpergrößen fielen die Zugvögel als eher kleine Vertreter auf: Ein großer Körper verbraucht im Flug viel Energie und eignet sich weniger gut, damit weite Strecken zurückzulegen. Andere Tiere an Land und im Wasser bilden größere Körpermassen aus. Damit können sie womöglich auch mehr Energiereserven speichern, die sie auf langen Wanderstrecken benötigen.

Wandernde Tierarten müssen für ihre Lebensweise mehr Energie aufbringen. Insgesamt würden die Ergebnisse empirische Modelle von Evolutionsbiologen bestätigen: »Die Kosten der Migration – in Hinsicht auf Zeit, Energie und Sterberisiko – schlagen sich in verschiedenen Aspekten nieder, etwa im Aufwand, der bei der Fortpflanzung getrieben werden muss, oder in der Lebensdauer«, schreiben Bearhop und sein Team in ihrer Studie im Fachmagazin »Nature Communications«. Übrigens läge damit nicht automatisch der Schluss nahe, dass der hohe Energieaufwand die Lebenszeit wandernder Tiere verkürze. Dazu müssten noch weitere Studien angestrebt werden, betonen die Forscher.

Überhaupt seien sich Biologen nicht einig darüber, wie Tiermigration zu definieren sei. Laut Bearhop und Co besteht aus ökologischer Sicht zumindest die Übereinkunft, dass es sich um eine Bewegung in zwei Richtungen zwischen mindestens zwei Gebieten handle, wobei sich die Tiere an jedem Ort auch eine gewisse Zeit lang aufhalten.

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