Physiologie: Warme Spinnen flitzen schneller
Spinnen bewegen sich oft mit unglaublicher Geschwindigkeit über den Boden oder die Wand – eine Bewegung, die vielfach als Erklärung mit herangezogen wird, warum viele Menschen die Achtbeiner skeptisch betrachten. Kontrolliert werden die Extremitäten jedoch nicht mit Muskeln wie unsere Beine: Sie funktionieren hydraulisch – die Spinne pumpt mit hohem Druck ihr bläuliches Blut, die Hämolymphe, durch Kanäle in die Beine und streckt sie dadurch wieder nach einer Beugung. Und das funktioniert offensichtlich umso besser, je wärmer es ist, schreiben Nick Booster vom Pitzer College und seine Kollegen im "Journal of Experimental Biology". Die Biologen ließen dazu Vogelspinnen der Art Aphonopelma hentzi bei verschiedenen Temperaturen laufen, die auch in ihrem natürlichen Lebensraum vorkommen, und filmten sie dabei mit Hochgeschwindigkeitskameras.
Letztendlich sprinteten die Tiere mit zunehmender Wärme immer schneller: Bei 40 Grad Celsius waren sie 2,5-mal schneller als bei 15 Grad Celsius, was die Forscher nicht erwartet hatten. Sie gingen davon aus, dass die zahlreichen Spinnengelenke nicht mehr ausreichend gut synchronisiert würden, wenn es zu kalt oder warm ist. Tatsächlich funktionierten sie am besten bei den relativ frischen 15 Grad Celsius, während ihre Koordination am oberen Ende der Temperaturskala weniger präzise war – dennoch liefen sie dann schneller, weil sie einfach mehr Schritte machten: Pro Sekunde legten sie dann zehn Schritte auf den Boden hin, während es bei 15 Grad Celsius nur vier Schritte in der gleichen Zeit waren. Arachnophobiker müssen dennoch nicht befürchten, dass die Achtbeiner sehr viel schneller werden, denn es existiert offensichtlich eine Obergrenze, die mit der Beinkoordination zusammenhängt. Die Hämolymphe fließt bei großer Hitze nur mehr unvollständig aus den Gelenken ab, was die Beine entsprechend hemmt: Die Spitzengeschwindigkeit hängt also davon ab, wie schnell die Flüssigkeit selbst fließen kann.
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