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Hurrikan: Warum Barry gefährlich ist

Ein ungewöhnliches Zusammentreffen von Faktoren macht aus einem eigentlich unauffälligen Sturm eine echte Gefahr für den Süden der USA.
Der bereits zum Tropensturm abgeschwächte Hurrikan Irma in Fort Lauderdale, USA.

Eigentlich ist der tropische Sturm Barry – der erste Sturm der atlantischen Hurrikansaison, der wohl auf Land treffen wird – nicht besonders stark. Obwohl die Bedingungen nach Ansicht des National Hurricane Center »ideal für eine Verstärkung« sind, wird er vermutlich nur so gerade eben Hurrikanstärke erreichen, bevor er die Küste von Louisiana trifft. Damit reicht das System, das derzeit etwa 100 Kilometer südlich von der Küste der USA über dem Golf von Mexiko befindet, nicht annähernd an die zerstörerischen Stürme der letzten Jahre heran.

Dennoch sind Behörden und Bevölkerung alarmiert, denn Barry ist trotz seiner relativ geringen Intensität eine Gefahr für Ortschaften an der Küste. Zum einen ist schwach bei Wirbelstürmen relativ. Schon ein Hurrikan der niedrigsten Kategorie bringt Windgeschwindigkeiten, die in Europa nur von den stärksten Stürmen erreicht werden – am Samstag erwarten Fachleute dauerhaft Geschwindigkeiten über 100 Stundenkilometer, selbst wenn es für Barry nicht einmal zum Hurrikan reicht.

Doch die eigentliche Bedrohung bei tropischen Wirbelstürmen ist nicht der Wind, sondern das Wasser; diese Bedrohung gibt die Saffir-Simpson-Skala für Hurrikane nicht wieder. Nach einem Jahr der Rekordfluten in den USA sind die Flüsse bereits jetzt bis zum Rand gefüllt – der Pegel des Mississippi zum Beispiel ist mehr als doppelt so hoch wie um diese Jahreszeit normal. Zusätzlich haben erst Mittwoch heftige Regenfälle die Böden mit Wasser gesättigt und sogar in Teilen von New Orleans für kleinere Überschwemmungen gesorgt.

Nun bringt Barry noch mehr Wasser, und sorgt damit für ein bisher einzigartiges Zusammentreffen von Faktoren, die aus einem eigentlich unauffälligen Sturm ein potenzielles Problem machen. »Das ist das erste mal, dass wir ein tropisches Sturmsystem bei so hohen Wasserständen im Fluss haben«, zitiert CNN den Meteorologen Jeffrey Graschel vom US-Wetterdienst. Zum einen treibt der Wind einen Wasserberg vor sich her, der laut Vorhersagen nahe der Mississippimündung etwas über einen Meter hoch sein wird und auch im Fluss selbst die Wasserstände weiter anhebt.

Zusätzlich brachten tropische Wirbelstürme in den letzten Jahren immer mehr Niederschläge, 2018 zum Beispiel flutete Hurrikan Florence, ebenfalls beim Erreichen der Küste ein Sturm der Kategorie 1, große Bereiche im Südosten der USA. Von Barry erwarten die Behörden teilweise über 300 Liter Regen pro Quadratmeter. Die hohen Wasserstände in den Flüssen verhindern, dass das Wasser schnell abfließt, die Regenfälle der letzten Wochen hindern es am Versickern.

Insbesondere in tiefer liegenden Gebieten des Mississippideltas warnen die Behörden deswegen vor Überschwemmungen und rufen dazu auf, den Sturm nicht zu unterschätzen. Fachleute sind zwar sicher, dass die Deiche an den Flüssen halten, unklar ist allerdings, wie schnell die Pumpensysteme das Wasser aus den tief liegenden Gebieten heraus befördern kann. Der Bürgermeister des Ortes Morgan City westlich von New Orleans zum Beispiel warnte im Vorfeld des Sturms, der Regen könne das System überfordern – während in New Orleans selbst sich Offizielle zuversichtlich geben, dass die Schutzsysteme mit der ungewöhnlichen Situation fertig werden.

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