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Versteckte Farben: Warum diese Beuteltiere rosa leuchten

Zwei Beuteltiere leuchten unter UV-Licht intensiv pink – nun ist der Grund bekannt. Allerdings hat die Farbe wohl keine biologische Funktion. Sie ist nur ein Nebeneffekt eines Entgiftungsmechanismus.
Ein Beuteltier liegt auf dem Boden, beleuchtet von ultraviolettem Licht, das sein Fell in leuchtenden Farben erscheinen lässt.
Langnasenbeutler nach Teilnahme am Straßenverkehr. Unter UV-Licht leuchtet das Fell intensiv rosa.

Wenn man das Fell von Säugetieren mit Schwarzlicht bestrahlt, erscheinen viele Arten in bunten Farben. Zwei australische Beuteltiere, der Große Kurznasenbeutler (Isoodon macrourus) und der Queensland-Langnasenbeutler (Perameles pallescens), zeigen dabei eine besonders auffällige Färbung: Ihr ganzes Fell leuchtet unter UV-Licht in einem intensiven Neonpink. Nun haben Fachleute um Linda M. Reinhold von der James Cook University im australischen Cairns herausgefunden, welche Moleküle hinter der ungewöhnlichen Fellfarbe stecken. Wie das Team in der Fachzeitschrift »PLOS ONE« berichtet, sind insbesondere die Moleküle Coproporphyrin, Protoporphyrin und Uroporphyrinogen I für das auffällige Leuchten verantwortlich. Alle drei ähneln dem Häm-Molekül des Blutfarbstoffs Hämoglobin und stammen aus den gleichen Stoffwechselwegen.

Das Team nutzte durch Autos getötete Beuteltiere, um aus deren Fell die Farbstoffe zu extrahieren und in einzelne Stoffe und Stoffklassen aufzutrennen. Anhand der Eigenschaften verglichen die Fachleute die Moleküle dann mit bekannten Stoffen aus Datenbanken. Die drei von ihnen identifizierten Stoffe kennt man bereits aus dem Stoffwechsel anderer Säugetiere – und auch aus deren Fell.

Bereits im frühen 20. Jahrhundert gab es erste Beschreibungen des als Photolumineszenz bezeichneten Phänomens beim Fell von Säugetieren; doch erst in den letzten 25 Jahren stellte sich heraus, wie weit das Phänomen verbreitet ist. Welche Funktion es hat, ist allerdings umstritten. Manche Fachleute vermuten zwar, dass die Färbung als Signal dienen könnte, das ist aber unwahrscheinlich. Die Farben sind nur dann unter blauem oder UV-Licht sichtbar, wenn die anderen Wellenlängen fast komplett fehlen. Solche Lichtverhältnisse kommen in der Natur nicht vor.

Stattdessen gilt als wahrscheinlich, dass das Fell als Endlager für potenziell schädliche Stoffwechselprodukte dient. Dafür spricht, dass nicht nur im Fell der Beuteltiere, sondern auch bei sehr vielen Säugetieren zwei bestimmte Klassen vom Molekülen an der Photolumineszenz beteiligt sind: Porphyrine und Tryptophane. Die Porphyrine sind entscheidend für den roten Blutfarbstoff, doch zu viele dieser Substanzen können Haut und Nervensystem schädigen. Tryptophan ist eine für den Körper essenzielle Aminosäure, seine Abbauprodukte wie Kynurensäure können in hohen Konzentrationen aber ebenfalls neurotoxisch wirken. Die Einlagerung ins Fell, wo diese Stoffe durch das Sonnenlicht abgebaut werden, ist also mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Schutzmechanismus – und das rosa Leuchten der Beuteltiere reiner Zufall.

  • Quellen
Reinhold, L. et al.: PLoS ONE 20, e0320432, 2025

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