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Tsunamis: Warum das Tohoku-Beben so tödlich war

Manche Tsunamis sind weit größer, als Fachleute erwarten - und auch die Erdkruste verhält sich bei ihnen seltsam. Nun vermuten zwei Forscher eine gemeinsame Ursache hinter zwei der größten Katastrophen des 21. Jahrhunderts.
Nobiru City, 27. Mai 2011

Das verheerende Tohoku-Erdbeben von 2011 war seltsam: Kaum jemand hatte erwartet, dass ein dort entstehender Tsunami so verheerend sein würde. Aber auch in anderer Hinsicht war das Megabeben bemerkenswert: Selbst nahe an der Oberfläche, wo niemand große Spannungen erwartet hätte, verschob sich der Meeresboden um bis zu 60 Meter. Diese gewaltige Bewegung trug entscheidend dazu bei, den Tsunami so verheerend zu machen. Ursache ist, legt nun eine neue Untersuchung nahe, ein auf den ersten Blick widersinniger Effekt: Eine der beiden zusammenstoßenden Erdplatten wurde gedehnt.

Das Gleiche geschah auch bei dem noch katastrophaleren Weihnachtstsunami von 2004, schreiben nun zwei Forscher in »Nature Geoscience«. Beide Katastrophen gingen demnach auf den gleichen Vorgang zurück, der sich über Jahrmillionen und hunderte Kilometer unter der Erdoberfläche abspielt. Wie Bar Oryan und W. Roger Buck von der Columbia University im Staat New York berichten, entstehen die Seltsamkeiten dieser Superbeben – insbesondere die gigantischen Tsunamis –, weil die absinkende Erdplatte langsam nach vorne und nach oben gedrückt wird.

Oryan und Buck simulieren in ihrer Veröffentlichung, wie dieser Prozess auch die darüberliegende Platte – jene, auf der die angrenzende Küste liegt – aufwölbt. Dadurch werden, das zeigt das Modell, deren untere Schichten komprimiert, die oberen aber gedehnt. Diese Dehnungsspannung erklärt die Besonderheiten rund um das Tohoku-Beben und den Tsunami 2004. Insbesondere erklärt es die enormen Massenbewegungen am Meeresboden, die den tödlichen Tsunami auftürmten.

Die Erschütterung des Bebens ließ nämlich den oberen Teil der gedehnten Platte nach vorne rutschen – vor Japan um bis zu 60 Meter. Und statt in mehr als 20 Kilometer Tiefe fand die größte Verschiebung nahe an der Oberfläche statt und beeinflusste das Wasser darüber. Nicht zuletzt lasse der Mechanismus auch Rückschlüsse auf andere gefährdete Gebiete zu, schreiben die Wissenschaftler. Die extrem langfristigen Prozesse im Erdinneren hinterlassen Spuren an der Oberfläche. Neben Tohoku und Japan könne Nicaragua von ungewöhnlich großen Tsunamis bedroht sein, so ihre Schlussfolgerung.

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