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Evolution: Warum diese Krokodile orange sind

In einem Höhlensystem in Gabun haben Biologen Krokodile entdeckt: Sie sind orange und fast blind. Entwickeln sie sich gerade zu einer eigenen Art?
Links ein Höhlenkrokodil, rechts ein Verwandter aus dem Regenwald

Verborgen im Regenwald von Gabun existiert ein Höhlensystem, das einzigartige Krokodile beherbergt, die erst 2008 entdeckt wurden: Sie sind fast blind, orange gefärbt und ernähren sich in größerem Umfang von Fledermäusen, die im Untergrund den Tag verbringen. Noch gelten die Reptilien als besondere Vertreter der Stumpfkrokodile (Osteolaemus tetraspis), die in West- und Zentralafrika weit verbreitet sind. Das könnte sich jedoch bald ändern, vermuten der Höhlenforscher Olivier Testa und Herpetologen um Matthew Shirley von der Florida International University, die mehrere Expeditionen zur Abanda-Höhle in Gabun unternommen haben und die DNA der Tiere untersuchen. Die extremen Bedingungen in ihrem Lebensraum hätten schließlich dafür gesorgt, dass sich die Tiere genetisch rasch verändert und körperlich von ihren oberirdischen Verwandten weiterentwickelt haben, so die Wissenschaftler. Dazu kommt der eingeschränkte Genpool des Bestands: Bislang konnten die Forscher nur insgesamt neun Tiere in dem System sicher nachweisen; die Gesamtzahl wird auf 30 bis 40 Individuen geschätzt.

Bereits die Nahrung unterscheidet sich deutlich: Sie besteht im Untergrund vor allem aus Fledermäusen sowie Höhlengrillen, wie eine Studie aus dem Jahr 2016 erläutert. Die Noch-Artgenossen aus dem Regenwald fressen hingegen Fische und Krebse. Da in der permanenten Dunkelheit die Augen ohnehin überflüssig sind, bildete sich der Sehsinn stark zurück, so dass die Krokodile fast blind sind und sich anderweitig orientieren. Laut ersten DNA-Analysen schlägt sich das bereits im Erbgut nieder: Die Höhlenkrokodile besitzen einen einzigartigen Haplotyp, der ihren Verwandten im Regenwald fehlt. Die Mutationsrate legt nahe, dass die ersten Höhlenkrokodile schon vor mehreren tausend Jahren in den Untergrund eingewandert sind. Sie stehen allerdings noch im Kontakt mit ihren Artgenossen außerhalb der Höhle: Immer wieder wurde beobachtet, dass jüngere Krokodile ans Tageslicht kommen und sich dort fortpflanzen. Ältere Tiere vermeiden dies jedoch.

Ungeklärt ist, ob sich diese Exemplare dann noch vermehren und ob dies nur untereinander geschieht – wofür allerdings die Haplotyp-Weitergabe spricht. In den Höhlen fehlt jedenfalls verrottende Vegetation, in denen die Krokodile normalerweise ihre Eier ablegen, um sie ausbrüten zu lassen. Diese Frage ist eines der großen Rätsel der Höhlenkrokodile. Im Gegensatz dazu wissen Testa und Co bereits, warum die Reptilien orange gefärbt sind. Das Wasser ist voll mit den Exkrementen der Fledermäuse, von denen mehr als eine Million dort unten hausen: Der enthaltene Harnstoff sorgt dafür, dass die Haut der Reptilien regelrecht gegerbt und umgefärbt wird.

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