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Klimawandel: Warum Grönlands Tundra brennt

An der Westküste Grönlands brannten im Sommer 2017 hunderte Hektar ehemaliger Permafrostlandschaft. Seit der Boden auftaut, wird selbst die Eisinsel feuergefährlich.
Satellitenbild der Rauchschwaden eines Buschfeuers inmitten von Seen und Fjorden

Waldbrände erwartet man zuerst einmal in eher heißen und trockenen Regionen, wenn in den Sommermonaten das Unterholz verdorrt – zum Beispiel auf Sizilien, wo im Juli 2017 Touristen vor den Flammen flüchten mussten. Doch seit einigen Jahren nehmen auch im hohen Norden die Feuer deutlich zu. So brannte im August 2017 in Westgrönland die größte Fläche seit Beginn der Satellitenbeobachtungen im Jahr 2000. Betroffen waren mehrere hundert Hektar Grasland. Verglichen mit den tausenden Hektar, die im selben Sommer bereits im Mittelmeerraum verbrannten, eine kleine Fläche. Da man Grönland bisher zu Recht eher mit Eiskappe und Permafrost in Verbindung brachte, reicht der Brandherd allerdings aus, um Fachleute zu beunruhigen. Satellitendaten legen nahe, dass die Zahl und Fläche der Buschbrände auf Grönland seit 2014 auf ein Mehrfaches des vorherigen Durchschnitts angestiegen sind.

Vermutlich ist dieser Trend kein zufälliger Ausschlag: Schon seit Jahren sagen Fachleute voraus, dass Zahl und Ausmaß der Buschbrände nördlich des Polarkreises durch den Klimawandel drastisch zunehmen. Bereits 2013 stellten Wissenschaftler fest: Jedes Jahr brennt in der Arktis doppelt so viel Wald wie noch vor 100 Jahren – und wohl mehr als jemals zuvor seit dem Beginn der Weichsel-Würm-Kaltzeit vor mehr als 100 000 Jahren. Die konkrete Ursache des aktuellen Feuers in Grönland war unklar. Vermutlich sei ein Blitzschlag verantwortlich, zitierte »New Scientist« den Satellitenbeobachtungsexperten Stef Lhermitte von der Technischen Universität Delft.

Anders als bei den Waldbränden der Mittelmeerregion brennt auf Grönland nicht nur die spärliche Vegetation, sondern auch der darunterliegende Torf. Die Schwelbrände unter der Oberfläche sind schwer zu löschen.

Durch die Erwärmung der Arktis sind die oberen Schichten des Permafrostbodens aufgetaut, in denen viel organisches Material gebunden ist. Seit die Sommer auf Grönland zusätzlich noch deutlich trockener werden, entzündet sich das organische Material häufiger. Nahe dem Großfeuer zeigt sich auf den Satellitenaufnahmen der Region ein zweiter, kleinerer Brand zur gleichen Zeit – auch das ist für grönländische Verhältnisse untypisch. Trotz der bisher geringen verbrannten Fläche können solche Brände auf Grönland langfristig durchaus globale Konsequenzen haben: Setzt sich der Ruß auf der Eiskappe ab, absorbiert sie wegen der niedrigeren Albedo mehr Strahlung, so dass die Gletscher schneller schmelzen.

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