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Sport: Warum macht Laufen manchmal high?

Läufer erleben bisweilen ein regelrechtes Hochgefühl, wenn sie lange Strecken zurücklegen. Verantwortlich dafür könnten Botenstoffe sein, die ähnlich wie das THC der Hanfpflanze wirken.
Läuferinnen und Läufer beim Marathon

Wer regelmäßig längere Strecken läuft, kennt vielleicht das Hochgefühl, das sich bei vielen Menschen einstellt, wenn sie erst einmal eine gewisse Distanz zurückgelegt haben. "Runner's High" oder "Läuferhoch" wird dieser Gemütszustand auch genannt, der oft mit Euphorie, Angst- und Schmerzfreiheit einhergeht. Verantwortlich für diesen Effekt machte man bisher vor allem Endorphine, die bei körperlicher Ertüchtigung vermehrt ausgeschüttet werden. Das stimmt aber vermutlich nur zum Teil, wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Johannes Fuss vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf nun entdeckten: Zumindest bei Mäusen spielen so genannte Endocannabinoide – körpereigene Botenstoffe, die ähnlich wie die Wirkstoffe der Hanfpflanze an die Cannabinoidrezeptoren im Körper andocken – eine entscheidende Rolle für die Entstehung zweier der Symptome des Läuferhochs.

Die Forscher ließen 16 Mäuse fünf Stunden lang in einem Laufrad rennen. Anschließend unterzogen sie die Tiere verschiedenen Verhaltenstests und verglichen die Ergebnisse mit denen einer Kontrollgruppe, die sich zuvor nicht sportlich betätigt hatte. Dabei zeigte sich, dass jene Nager, die vor den Tests im Schnitt rund 6,5 Kilometer Strecke zurückgelegt hatten, danach weniger ängstlich und schmerzempfindlich waren. Im Blutplasma der Tiere fanden Fuss und seine Kollegen neben Endorphinen auch erhöhte Konzentrationen des Endocannabinoids Anandamid. Legten sie die Cannabinoidrezeptoren CB1 und CB2 der Zellen der Mäuse lahm, an die Anandamid üblicherweise andockt, hatte der Langstreckenlauf keinen positiven Einfluss mehr auf das Verhalten der Tiere: So flohen Nager, denen die CB1-Rezeptoren an Nervenzellen in bestimmten Bereichen des Vorderhirns fehlten, nach einem ausgiebigen Lauf etwa genauso schnell aus einer dunklen Box wie eine Kontrollgruppe, der kein Laufrad zur Verfügung gestanden hatte.

Fuss und Kollegen schließen daraus, dass ein funktionsfähiges Endocannabinoid-System offenbar einen großen Teil dazu beiträgt, dass man durch Laufen manchmal regelrecht high wird. Ob sich die Erkenntnisse aber tatsächlich auf den Menschen übertragen lassen, ist noch unklar. Aus früheren Studien weiß man immerhin, dass auch menschliche Langstreckenläufer neben Endorphinen vermehrt Anandamid ausschütten.

In seinem Tierversuch konnte das Team um Fuss keine Veränderung bei den Mäusen feststellen, wenn es statt den Cannabinoidrezeptoren die Andockstellen für Endorphine blockierte. Manche Aspekte des Läuferhochs lassen sich allerdings auf diesem Weg auch nicht studieren – so kann man Nagern etwa keine Euphorie ansehen. Da Endorphine im Gegensatz zu den Endocannabinoiden aber die Blut-Hirn-Schranke nicht passieren können, halten die Forscher es eher für unwahrscheinlich, dass ihre Ansammlung im Blut zur Entstehung des Runner's High großartig beiträgt.

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