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Schädlinge wider Willen: Warum Ratten Korallenriffe bedrohen

Nein, die Nager knabbern nicht etwa die Unterwasserstrukturen an. Wie sie die empfindlichen Ökosysteme schädigen, wird erst auf den zweiten Blick deutlich.
Ratte

Ratten haben schon lange keinen guten Ruf. Sie gelten als Krankheitsüberträger und richten unter anderem in der Landwirtschaft immer wieder große Schäden an. Und offenbar können sie auch für Korallenriffe gefährlich werden, wie nun Meeresökologen um Nicholas A. J. Graham von der Lancaster University im Fachmagazin »Nature« berichten. Demnach bringen die Nager die empfindlichen Ökosysteme auf Tropeninseln aus dem Takt, sofern sie dort Fuß fassen konnten.

Das haben Graham und Kollegen auf dem Chagos-Archipel herausgefunden, einer Gruppe von Atollen im Indischen Ozean, auf denen seit einigen Jahrzehnten keine Menschen mehr leben. Auf einigen der Inseln haben Seefahrer im 18. oder 19. Jahrhundert jedoch Hausratten eingeschleppt, auf anderen nicht. Dort wo sich die Tiere ausbreiten konnten, ist die Zahl der Vögel – unter anderem Tölpel, Fregattvögel, Sturmtaucher und Seeschwalben – massiv zurückgegangen: Schließlich fressen die Ratten auch Vogeleier und Junge.

Korallenriff vor den Chagos-Inseln

Damit entfällt der Kot, den die Vögel normalerweise auf den Chagos-Inseln hinterlassen. Die Ausscheidungen spielen aber eine große Rolle im Ökosystem des Archipels: Sie enthalten wichtige Nährstoffe, welche die Vögel bei ihren Streifzügen übers Meer aufgenommen haben, unter anderem Stickstoff. Mit der Zeit wird das Material zurück ins Meer geschwemmt und trägt dort zur Ernährung von Fischen bei. Auf Inseln ohne Ratten gab es 250-mal mehr Guano als auf Atollen mit Nagern, ermittelten die Ökologen.

Der Mangel an Nährstoffen schlägt sich wiederum in der Fischpopulation nieder. Rund um rattenfreie Inseln wiesen diese knapp 50 Prozent mehr Biomasse auf. An der Küste der Atolle tummeln sich unter anderem Papageifische. Gemeinsam mit Pflanzen fressenden Arten sind sie essenziell für die Gesundheit von Korallenriffen: Sie begrenzen dort das Pflanzenwachstum und schaffen somit Platz, in dem sich Korallen ausbreiten können. Gibt es weniger von ihnen, weil Ratten die Vogelpopulation auf einer Insel dezimiert haben, leiden darunter also selbst die empfindlichen Ökosysteme im Wasser.

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