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Straßenverkehr: Was ein Blitzermarathon wirklich bringt

Lassen sich Raser mäßigen, wenn die Polizei immer mal wieder besonders viele Blitzer aufstellt? Eine neue Studie geht mit den Aktionstagen nun hart ins Gericht.
Blitzer neben Auto

Alle Jahre wieder kommt der Blitzermarathon. Bei den Aktionen führt die Polizei einen oder mehrere Tage lang extra viele Radarkontrollen durch – und kündigt dies einige Tage zuvor explizit an. Das soll Menschen dazu bringen, langsamer und bedachter zu fahren, und zwar langfristig. Aber tun sie das wirklich? Oder haben die Blitzertage in erster Linie symbolischen Charakter?

Ökonomen der Universität Passau haben nun die Unfallstatistiken vor, während und nach neun Blitzermarathons in den Jahren 2012 bis 2014 ausgewertet. Demnach sind die Kampagnen tatsächlich nur mäßig erfolgreich: Zwar sanken die Unfallzahlen während der Aktionstage um durchschnittlich acht Prozent. Der Effekt verpuffte aber jeweils sofort nach dem Ende der Messkampagne wieder, wie Stefan Bauernschuster und Ramona Rekers in ihrer noch nicht von unabhängigen Gutachtern geprüften Studie berichten.

Verkehrssünder aufgepasst

Aus Sicht der Wissenschaftler legen die Ergebnisse nahe, dass Menschen nicht aus Einsicht langsamer fahren, sondern vor allem aus Angst vor Strafzahlungen. Demnach versage an dieser Stelle das aus der Psychologie bekannte Informations-»Nudging«. Es will das Verhalten von Menschen durch Denkanstöße verändern und nicht etwa durch Vorschriften oder Verbote.

Nudging sei dann erfolgreich, wenn eine übermittelte Information neu ist und zu einer veränderten Sichtweise führe, etwa wenn Menschen über den Energieverbrauch eines bestimmten Elektrogeräts informiert werden. Beim Schnellfahren gebe es hingegen keine neue Perspektive zu entdecken, so die Forscher: Raser wüssten in der Regel um die Gefahren überhöhter Geschwindigkeit, weshalb ein Hinweis auf die geltenden Verkehrsregeln bei ihnen wirkungslos bleibe.

Schätzungen der OECD besagen, dass Verkehrsunfälle in der EU pro Jahr sozioökonomische Kosten von 500 Milliarden Euro verursachen. Eine zu hohe Geschwindigkeit gilt dabei als Hauptursache von Unfällen mit Todesfolge. Experten sind sich einig, dass Tempolimits daher Leben retten können – aber nur, wenn sich Autofahrer auch an sie halten.

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