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Extreme Temperaturen: Was hinter der Hitzewelle steckt

Diese Woche wird heiß - schuld daran ist ein Tiefdruckgebiet auf Abwegen. Doch Deutschland ist nur am Rand der Heißluftzone: Andere Länder trifft es härter.
Brace yourself. Summer is coming. Ein Thermometer, das über 40 Grad anzeigt, daneben Himmel mit Sonne.

Deutschland macht sich bereit für die erste große Hitzewelle des Jahres 2019. Auch wenn die Details noch unklar sind: Fachleute sind sich einig, dass die letzte Juniwoche ungewöhnlich heiß wird. In einigen Regionen sollen bis zu 40 Grad möglich sein, vermutlich werden viele Wetterstationen neue Monatsrekorde vermelden. Dass es im Sommer gelegentlich etwas wärmer wird, ist für sich genommen nicht ungewöhnlich – doch in diesem Fall verdanken wir die extremen Temperaturen einer ungewöhnliche Konstellation, die für kurze Zeit das Wetter Nordafrikas nach Zentraleuropa bringt.

Verantwortlich für die hohen Temperaturen ist ein ausgeprägtes Tiefdruckgebiet mit einer ungewöhnlichen Zugbahn. Die meisten über dem Atlantik entstehenden Zyklone ziehen mit der Westwinddrift recht zügig in Richtung Osten über Nordfrankreich, Großbritannien oder gar weiter nördlich vorbei. Doch der Tiefdrucktrog wird in den nächsten Tagen vom Nordatlantik nach Südosten wandern und dort vor Portugal liegen bleiben – an ungefähr jener Position, an der sich unter normalen Bedingungen das Azorenhoch befindet.

Dadurch ändert sich die Luftströmung in Westeuropa dramatisch. Um das Azorenhoch rotiert die Luft im Uhrzeigersinn und strömt an dessen Nordseite vom offenen Atlantik nach Mitteleuropa hinein. Dagegen zieht die gegen den Uhrzeigersinn rotierende Strömung eines Tiefdruckgebiets an dessen Ostseite Luft von Süden nach Norden – und der Einfluss des Trogs vor Portugal wird im Lauf der Woche bis nach Nordafrika reichen. Statt an der Südseite des Azorenhochs nach Westen zu strömen, zieht deswegen die heiße Luft von den Rändern der Sahara nach Norden, zuerst nach Westeuropa, im Lauf der Woche dann auch nach Deutschland.

Tiefdruckgebiet auf Abwegen

Wie heiß es in Deutschland tatsächlich wird und wo Rekorde fallen, ist bisher nicht abzusehen. Speziell bei den Höchsttemperaturen spielen kaum berechenbare Einflüsse wie die Menge des mitgeführten Saharastaubs oder Wolken eine große Rolle. Berichte, die dauerhaft Temperaturen um 40 Grad prophezeien, seien allerdings übertrieben, schreibt der Deutsche Wetterdienst – dass der deutsche Rekord von 40,3 Grad aus dem Jahr 2015 fallen könnte, sei zwar möglich, aber derart hohe Temperaturen seien nur an wenigen Orten und für kurze Zeit erreichbar.

Als sehr wahrscheinlich sehen es Fachleute an, dass die Temperatur am Mittwoch oder Donnerstag in vielen Regionen über 35 Grad steigt – doch abgesehen davon ist vieles ungewiss. Das liegt auch daran, dass der Hauptteil der heißen Strömung uns erst einmal verfehlt. Die Saharaluft zieht über Frankreich nach Großbritannien, wo entsprechend die höchsten Temperaturen erwartet werden.

Deutschland liegt eher am östlichen Rand der vom Tiefdruckgebiet beeinflussten Zone, welchen Weg die Warmluft aus den am stärksten betroffenen Gebieten zu uns nimmt, ist nicht so einfach vorherzusagen. »Ob die heißeste Luftmasse aus Afrika eher den Südwesten, Westen oder den Osten erfasst, ist noch offen«, schreibt zum Beispiel auf kachelmannwetter.com der Meteorologe Fabian Ruhnau. Auch wie lange die Hitze anhält, ist derzeit nicht abzusehen – das hängt unter anderem davon ab, wie lange das Tief vor der Iberischen Halbinsel das Wetter dominiert. Möglicherweise komme bereits am Ende der Woche eine Kaltfront mit Gewittern nach Deutschland, meldet der Deutsche Wetterdienst – einige Modelle legen allerdings nahe, dass es noch eine ganze Weile heiß bleiben könnte.

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