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Paläontologie: Was ist das "Monster von Minden"?

Vor 17 Jahren entdeckten Paläontologen Knochen und Zähne des bislang größten in Deutschland gefundenen Raubsauriers. Nun zeigt sich: Er ist sogar der erste Vertreter einer neuen Gattung.
Rekonstruktionszeichnung des Wiehenvenator albati

Im Jahr 1999 stießen Wissenschaftler in einem stillgelegten Steinbruch in der Nähe von Minden auf die versteinerten Überreste des größten Raubsauriers, der bislang in Deutschland entdeckt wurde. Nun hat ein Team um Oliver Rauhut von der LMU München das Fossil genauer untersucht, klassifiziert und entschieden: Das "Monster von Minden" ist nicht nur das erste Exemplar einer bislang unbekannten Spezies, sondern sogar der erste Vertreter einer völlig neuen Sauriergattung.

Wiehenvenator albati, so der wissenschaftliche Name des Minden-Monsters, den die Forscher ihm in Anlehnung an seinen Fundort im Wiehengebirge verliehen, bevölkerte die Erde vor rund 163 Millionen Jahren im mittleren Jura. Den Forschern liegt noch kein vollständiges Skelett des Sauriers vor, sie fanden bislang lediglich einzelne Zähne und Knochen. Diese seien jedoch sehr gut erhalten und erlaubten Rückschlüsse auf die Anatomie der ausgestorbenen Räuber. So gehen die Experten davon aus, dass das nahe Minden entdeckte Exemplar von W. albati etwa acht bis zehn Meter lang und mit einem Gewicht von mehr als zwei Tonnen relativ kräftig gebaut war. Vermutlich war das Tier damit noch nicht einmal vollständig ausgewachsen. Ähnlich wie Tyrannosaurus marschierte es auf zwei Beinen durch die Landschaft, die Vorderläufe ebenfalls nur zwei kurze Ärmchen. Die Zähne des Raubsauriers waren so groß wie Bananen – und ebenso nach hinten gen Rachen gekrümmt.

Die Wissenschaftler glauben, dass W. albati gemeinsam mit anderen Megalosauriern auf Inseln in dem Meer lebte, das im mittleren Jura noch weite Teile Mitteleuropas bedeckte. Das Aussterben vieler älterer Raubsaurier am Ende des unteren Juras hatte zuvor den Weg für die Entwicklung zahlreicher neuer Arten frei gemacht.

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