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Bedrohte Arten: Was ließ Antilopen massenhaft sterben?

2015 raffte ein rätselhaftes Massensterben die Saiga-Antilopen Zentralasiens zu Zehntausenden dahin. Schuld war - nicht zum ersten Mal - ein Doppelschlag von Wetter und Bakterien.
Saiga-Antilope mit Jungtier

Im Mai 2015 kam es in Kasachstan zu einem mysteriösen Massentod: Mehr als 10 000 Saiga-Antilopen und somit die Hälfte des Weltbestands der bedrohten Art waren verendet. Die Ursache der Katastrophe blieb ebenso unklar wie bei vorherigen ähnlichen Vorfällen – etwa 1998, als 270 000 Tiere gestorben waren, oder 2010, als eine Herde von 26 000 Tieren bis auf 4000 Überlebende aufgerieben worden war. Nun glauben Forscher, die komplexen Ursachen hinter den Massentodesfällen zu kennen.

Anders als in früheren Jahrzehnten hatten Wissenschaftler 2015 auf Gewebeproben der verendeten Tiere zurückgreifen können und schnell Gifte als Todesursache verdächtigt, die von Pasteurella-Bakterienarten in den Tieren abgegeben worden sind. Allerdings gehören diese Keime zum ganz natürlichen Mikrobiom der Antilopen und machen im Normalfall keine Probleme. Schon 2015 vermuteten die Experten daher das unglückliche Zusammenspiel mit einem zweiten Faktor: den ungünstigen Wetterbedingungen. Sie hatten vermutet, dass ein nasser Frühling Weidegebiete versumpfen ließ und so der Ausbreitung von aggressiven Keimen Vorschub leistete, die dann schwangere Tiere infizierten, die sich in der gefluteten Steppe sammeln. Das nach dem kräftezehrenden Winter geschwächte Immunsystem konnte die Keimausbreitung dann nicht stoppen – und am Ende gelangten die Bakterientoxine dann in einer tödlichen Dosis auch mit der Muttermilch in die Kälber.

Diese Theorie des Doppelschlags von Wetter und Keimen scheint sich nun zu bestätigen, berichten Richard Kock vom Royal Veterinary College in London und seine Kollegen in "Science Advances". Die Forscher hatten mit einem Klimamodell berechnet, wann und wo im Verbreitungsgebiet der Antilopen in der Vergangenheit schon einmal ähnlich verhängnisvolle Wetterbedingungen wie im Frühjahr 2015 geherrscht hatten. Dabei fiel sofort ins Auge, dass das Wetter schon im Frühjahr des Massenausterbens 1998 sowie 1981 sehr ähnlich war, als 70 000 Tiere verendet waren.

Die Population der Antilopen hat sich zwar zuletzt in Kasachstan wieder einigermaßen erholt, zudem zählt man nun wieder deutlich mehr Tiere im Ural und in der Region Ustyurt, dem dritten der drei Habitate der Saiga-Antilopen auf der Welt. Die Art bleibt aber stark bedroht – unter anderem auch durch Wilderei.

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