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Wetter: Was löst die Sturzfluten in Deutschland aus?

Vogtland, Hunsrück, jetzt Wuppertal und Aachen: Kräftige Gewitter sorgen dafür, dass Keller volllaufen und Straßen überflutet werden. Woher kommt dieses Wetter?
Superzelle eines Gewitters

Es sind Bilder, die man sonst während eines Hurrikans aus amerikanischen Städten kennt: Wassermassen fluten Straßen und stürzen in Gebäude. Und doch stammen diese Aufnahmen nicht aus Houston oder Miami, sondern aus Wuppertal und Aachen. Heftige Gewitter zogen heute (29. Mai) durch Nordrhein-Westfalen, Hessen und Unterfranken und sorgten örtlich für katastrophenartige Zustände. Bis zu 150 Liter Regen pro Quadratmeter kamen mancherorts innerhalb kurzer Zeit herunter – Wassermassen, die nicht mehr von den Böden oder der Kanalisation verkraftet werden konnten (über aktuelle Entwicklungen hält Sie der Wetterkanal auf dem Laufenden).

Was aber verursacht diese Häufung an extremen Gewittern, die in den letzten Tagen auch schon im Vogtland und im Hunsrück aufgetreten sind? Schuld daran ist eine Wetterlage namens »Tief Mitteleuropa«, die seit Mitte Mai vorherrschend das Wettergeschehen über Deutschland großflächig bestimmt. Sie wird verursacht durch ein kräftiges Hoch über dem Nordmeer und Skandinavien, so dass dort die übliche Zugbahn von Tiefdruckgebieten von West nach Ost blockiert wird. Südlich davon herrscht schwacher Tiefdruckeinfluss. Zudem ist die Luft bis in höhere Lagen labil.

Die nach Mitteleuropa einströmende feuchtwarme Luft steigt dabei tagsüber kräftig auf und bildet einzelne Gewitterzellen. Diese ziehen jedoch nur sehr langsam weiter, da kaum Höhenwind vorhanden ist, der die Zellen antreiben könnte. Lokal und eng begrenzt regnen sie sintflutartig ab. Erschwerend kommt laut dem »Deutschen Wetterdienst« hinzu, dass die Gewitter entgegen ihrer Zugbahn laufend neue Zellen »anbauen«. Sie wandern zwar langsam weiter nach Nordosten, doch reiht sich am südwestlichen Ende gleich das nächste Starkregengebiet an.

Eine ähnliche Wetterlage hatte sich vor zwei Jahren über Deutschland ausgebildet. Damals kam es beispielsweise in Braunsbach im Kochertal oder in Triftern in Niederbayern zu katastrophalen Starkregenereignissen; das Tiefdruckzentrum lag jedoch genau über Deutschland. In diesem Jahr ist das Tiefdruckgebiet über Mitteleuropa dagegen nicht ganz so kräftig ausgeprägt und über Frankreich zentriert, so der DWD. Deshalb herrschen momentan auch starke Kontraste in der Bundesrepublik: Der Nordosten wird vom Skandinavienhoch beeinflusst und bräuchte dringend Niederschläge, um die Trockenheit abzumildern.

Die Wetterlage »Tief Mitteleuropa« ist meist sehr stabil, weshalb auch in den nächsten Tagen immer wieder mit heftigen Gewittern gerechnet werden muss. Der Schwerpunkt der Niederschläge verlagert sich jedoch regelmäßig. Erst ab Freitag soll sich das Wetter von Nordosten her beruhigen und die Gewittertätigkeit Richtung Südwesten abdrängen.

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