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Gletschermumie: Was Ötzis Moose verraten

Der Mann aus dem Eis hatte eine reiche Moosflora bei sich. Sie liefert auch Hinweise auf seine letzten Lebenstage.
Rekonstruktion von Ötzi

Selbst mehr als 25 Jahre nach seinem Fund geben Untersuchungen neue Geheimnisse um Ötzi, die Gletschermumie, preis. An der und rund um die weltberühmte Leiche des Toten vom Hauslabjoch fanden Wissenschaftler mindestens 75 Arten von Moosen – darunter zehn unterschiedliche Lebermoose –, wie Botaniker um Klaus Oeggl von der Universität Innsbruck in »PLoS One« berichten. Sie geben unter anderem Aufschluss über die potenzielle Wanderroute des Eiszeitjägers, kurz bevor er starb.

»Für die Bryologie, also für die Wissenschaft von Moosen, sind der Fundort von Ötzi und natürlich die Gletschermumie selbst einzigartig in der Geschichte des Quartärs bis heute«, so Oeggl. Die Moose haben die Wissenschaftler aus den Sedimenten des Fundorts, aber auch aus der Kleidung und dem Magen-Darm-Inhalt der Gletschermumie isoliert und untersucht. Mehr als zwei Drittel der nachgewiesenen Arten wachsen in Regionen oberhalb von 3000 Metern; im Umfeld der Fundstelle selbst sind bislang 21 Moosspezies nachgewiesen worden. Die restlichen Moose stammen aus tieferen Regionen und waren daher für Oeggl und Co besonders interessant: Sie erlauben Rückschlüsse auf die Herkunft und Wanderroute Ötzis.

Auf seinem Weg Richtung Pass nahm der Eiszeitjäger sie absichtlich oder auch aus Versehen mit, etwa weil sie an seiner Kleidung hängen blieben. Zu Hilfe kam den Wissenschaftlern dabei, dass der britische Bryologe Jim Dickson von der University of Glasgow seit Jahrzehnten die Moose Südtirols kartiert. »Daher können wir rekonstruieren, durch welche Gebiete Ötzi gewandert ist«, so Oeggl. Besonders der Nachweis des Glatten Neckermooses (Neckera complanata) und einer Art aus der Gattung der Torfmoose (Sphagnum) sei ein Beleg für die Theorie, dass Ötzi seine letzte Reise von Süden über die Schlucht am Eingang des Südtiroler Schnalstals antrat.

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