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News: Was wäre wenn...

In knapp 880 Jahren könnte der Asteroid 1950 DA die Erde treffen - und zwar, wenn die Berechnungen stimmen, im Atlantik vor der nordamerikanischen Küste. Die ganz große Katastrophe - Stichwort Dinosaurier - dürfte uns wohl erspart bleiben, bei nassen Füßen bliebe es aber auch nicht.
Was wäre wenn...
Wenn am 16. März 2880 tatsächlich geschieht, was Forscher mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,3 Prozent annehmen, dann nicht irgendwo, sondern, wie im Kino, direkt vor der Küste Nordamerikas. Schließlich landet das Gute wie das Böse aus dem All eigentlich immer in den USA - genau wie an jenem Vorfrühlingstag in knapp 880 Jahren, wenn ein gut einen Kilometer großer Asteroid die Erdbahn just in dem Moment kreuzt, wenn ihm Nordamerika und der Nordatlantik zugewandt sind.

Wer sich darüber jetzt schon sorgt, dem sei zur Beruhigung zunächst gesagt, dass die ganz große Katastrophe, wie sie etwa vor 65 Millionen Jahre die Dinosaurier ereilte, sicher ausbleiben wird. Denen hatte ein Brocken von der Größe einer Stadt den Garaus gemacht. Wenn "1950 DA" hingegen ein paar hundert Kilometer vor der Ostküste der USA in den Atlantik rumste, verdunkelte er zwar nicht für Generationen die Sonne, erzeugte aber Flutwellen von ungeahnten Ausmaßen.

Dass wir das schon wissen, haben wir Steven Ward und Erik Asphaug von der University of California in Santa Cruz zu verdanken, die den denkwürdigen Tag schon jetzt in ihren Computern nachspielten und nun ein ziemlich eindrucksvolles Szenario schildern.

Demnach dürfte sich der Zusammenstoß bei einer Geschwindigkeit von rund 60 000 Kilometern pro Stunde ereignen und den Auswirkungen von 60 000 Megatonnen TNT entsprechen - zum Vergleich: Moderne Wasserstoffbomben entwickeln eine Sprengkraft von zehn bis 20 Megatonnen TNT. Im Fall des Falles wird der Asteroid durch die Wucht des Aufpralls förmlich verdampfen und mit seiner Druckwelle einen Krater ins Meer drücken, der fast 20 Kilometer groß wäre und bis in den fast 5000 Meter tief gelegenen Meeresboden reicht.

Sekunden später schwappen tausend Kubikkilometer Wasser zurück. Selbst in rund 1000 Kilometern Entfernung vom "Kraterrand" strömt das Meerwasser noch mit einer Geschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde zu dem Loch. Weiträumig kommt es zu unvorstellbaren Massenverlagerungen.

Weil der Asteroid Wellen des gesamten Energiespektrums generiert, kommt es nicht wie im Kino zu einer einzigen Flutwelle. Vielmehr sind die schnellsten und damit ersten Wellen noch relativ klein, spülen in Drei- bis Vierminuten-Intervallen an die Küsten, werden aber peu à peu bedrohlicher.

Unaufhaltsam nimmt die Katastrophe nun ihren Lauf, und zwei Stunden nach dem Impakt wird die dicht besiedelte Region um Washington, New York und Philadelphia unter bis zu 400 Meter hohen Wellen verschwunden sein. Acht Stunden werden verstreichen, bis die gesamte Ostküste Nordamerikas von mindestens 200 Meter hohen Wellen heimgesucht und ausradiert ist. Spätestens dann ist auch Europa dran, wo die Tsunamiwellen zwar geschwächt ankommen, aber mit 50, vielleicht auch 80 Metern Höhe noch teils hunderte Kilometer weit aufs Land spülen.

Mit den Wahrscheinlichkeiten für ein solches Szenario ist das ja so eine Sache. Wenngleich "1950 DA" derzeit der einzige Asteroid ist, der uns rein rechnerisch gefährlich werden könnte, dürfte die Erde seit dem Ende der Saurier von immerhin rund 600 solcher Brocken getroffen worden sein. Auch der Asteroid, der vor 15 Millionen Jahren Nördlinger Ries und Steinheimer Becken schuf, hatte das Kaliber von "1950 DA". Aus geologischer Sicht sind solche Katastrophen jedenfalls keine Seltenheit.

Zudem sind noch lange nicht alle Asteroiden dieser Größe bekannt, erst 2008, so hoffen die Astronomen, dürften 90 Prozent der mehr als einen Kilometer großen Brocken kartiert sein. Hoffen wir, dass da nicht noch ein ganz Schlimmer dabei ist.

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