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Biofilme: Haushaltswaschmaschinen reinigen nur unzureichend

Biofilme in herkömmlichen Waschmaschinen können potenzielle Krankheitserreger beherbergen und Antibiotikaresistenzen fördern. Dies ist vor allem für Angestellte im Gesundheitswesen relevant, wenn diese Ihre Berufskleidung zu Hause waschen – selbst unter Einhaltung der Waschrichtlinien.
Eine Person legt eine blaue Jeans in eine geöffnete Waschmaschine. Die Waschmaschine ist aus Edelstahl und befindet sich in einem modernen Waschraum. Im Hintergrund ist eine weitere Waschmaschine zu sehen.
Haushaltswaschmaschinen desinfizieren Textilien oft nicht ausreichend, so dass antibiotikaresistente Bakterien überleben können.

Wer es wirklich sauber haben will, sollte sich nicht auf seine Haushaltswaschmaschine verlassen. Zumindest legen das die Ergebnisse eines britischen Forschungsteams nahe. Die Hälfte der getesteten Modelle desinfizierte die Kleidung während eines Schnellwaschgangs nicht, ein Drittel hatte beim Standardprogramm die Wäsche nicht ausreichend gereinigt. Dies sei vor allem für Angestellte im Gesundheitswesen relevant, wenn diese Ihre Berufskleidung zu Hause waschen. Sie trügen somit möglicherweise unwissentlich zur Ausbreitung antibiotikaresistenter Keime bei, schreiben die Forschenden in ihrer Studie, die in »PLOS ONE« veröffentlicht wurde.

Haushaltswaschmaschinen bieten einen Nährboden für Mikroben verschiedenster Art. Bildet sich ein Biofilm, so können die Bakterien darin Resistenzgene untereinander weitergeben. Einige Studien haben außerdem ergeben, dass Bakterien durch Kleidung übertragen werden können. So überleben Escherichia coli, aber auch Pseudomonas aeruginosa, Enterococcus faecium und Staphylococcus aureus mindestens 20 Tage auf Baumwolle. Die drei letzteren Spezies gehören zu den antibiotikaresistenten Bakterienarten, die von der WHO als kritisch eingestuft werden. Dies wirft die Frage auf, ob Haushaltswaschmaschinen die Verbreitung gefährlicher Mikroben ausreichend verhindern – besonders in Hinblick darauf, dass viele Beschäftigte im Gesundheitswesen, vor allem in Großbritannien und den USA, ihre Berufsbekleidung zu Hause reinigen.

Um das zu testen, nahmen sich die Fachleute um Katie Laird von der De Montfort University in Leicester sechs verschiedene Waschmaschinenmodelle vor: Sie testeten ihre erbrachte Leistung und wuschen in ihnen mit dem Darmbakterium E. faecium kontaminierte Stoffe in heißem Wasser – im Schnell- sowie im Normalprogramm. Jeder Waschgang wurde entweder mit ökologischen oder nicht ökologischen Waschmitteln durchgeführt. Anschließend untersuchte das Team, wie gut die Textilien gereinigt wurden.

Das Ergebnis war dürftig: Keines der Geräte erreichte im Kurzprogramm die Zieltemperatur von 60 Grad Celsius. Dies ist die vom National Health Service (NHS) empfohlene Reinigungstemperatur von medizinischer Bekleidung (bei 10 Minuten). 50 Prozent (3/6) der Maschinen versagte im Kurzprogramm darin, die Wäsche zu dekontaminieren und 33 Prozent (2/6) der Modelle schaffte es im Normalwaschgang nicht, das Bakterium vollständig von den Textilien zu entfernen. Aber bleiben die Keime nach der Wäsche auch in der Maschine?

Kreuzresistenz gegenüber Antibiotika

Dazu beprobten Katie Laird und ihre Kollegen außerdem den Biofilm von diesen sechs Maschinen sowie von sechs weiteren Modellen: im Eingang des Rohrs der Waschmittelschublade sowie an der Unterseite der Gummidichtung der Trommel (in der Nähe der Tür). Bei vier von den zwölf Geräten konnte das Mikrobiom nicht analysiert werden, da die DNA-Konzentration in den Proben nicht ausreichte. Interessanterweise waren diese Modelle alle jünger als vier Jahre – ein Hinweis darauf, dass sich hier noch kein ausreichender Biofilm gebildet hatte.

Die Forscherinnen und Forscher identifizierten drei Hauptbakterienklassen, die mehr als 60 Prozent der Biofilme ausmachten: Actinomyceten, Gammaproteobakterien und Alphaproteobakterien. Sie stellten dabei potenziell pathogene Gattungen fest, insbesondere Mycobacterium, Pseudomonas und Acinetobacter. In allen Maschinen fanden die Fachleute Antibiotikaresistenz-Gene. »Darüber hinaus haben wir beobachtet, dass Bakterien, die einem nicht ökologischen Detergens ausgesetzt waren, nicht nur gegen das Detergens selbst resistent wurden, sondern auch eine Kreuzresistenz gegenüber Antibiotika aufwiesen«, sagte Katie Laird in einem Interview mit »PLOS ONE«.

»Unsere Untersuchungen zeigen, dass Haushaltswaschmaschinen Textilien oft nicht desinfizieren, so dass antibiotikaresistente Bakterien überleben können«, so die Studienautoren. Wenn die für die Desinfektion von Textilien erforderliche Temperatur (60 Grad Celsius) nicht erreicht werden kann, sollte der Art des Waschmittels besondere Bedeutung beigemessen werden.

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