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News: Wasser oder Fata Morgana?

Die Wüste hat so ihre Tücken - was Durstige hier für Wasser hielten, wurde schon so Manchem zum Verhängnis. Was aber, wenn man es gleich mit einem ganzen Wüsten-Planeten zu tun hat? Auf rund 200 von etwa 65 000 Bildern der Raumsonde Mars Global Surveyor sieht man es nun jedenfalls ganz deutlich: Wasser! Es hinterließ Rinnen, mäandernde Flußtäler, Sandbänke und stromlinienformige Strukturen, bevor es wieder brav bis in 500 Meter Tiefe unter die Marsoberfläche versickerte - so meinen zumindest einige Wissenschaftler der NASA. Andere dagegen warnen vor voreiligen Interpretationen.
Den Gesetzen der Physik zufolge ist es sehr unwahrscheinlich, dass flüssiges Wasser auf der Marsoberfläche existieren kann. Die Temperaturen liegen hier im Durchschnitt unter dem Gefrierpunkt und der Atmosphärendruck beträgt lediglich wenige Millibar – im Vergleich zu einem durchschnittlichen Luftdruck von 1013 Millibar auf der Erde würde hier flüssiges Wasser sofort verdampfen.

Auf den Bildern, welche die Mars Orbiter Camera der Raumsonde Mars Global Surveyor übermittelte, glauben Michael C. Malin und Kenneth S. Edgett von Malin Space Science Systems nun dennoch sichere Spuren für flüssiges Wasser gefunden zu haben (Science vom 30. Juni, Artikel). In einigen Klippen und und Kraterwänden des Mars sind deutliche Rinnen zu erkennen – eindeutige Anzeichen für Wasser, das hier vor kurzer Zeit Geröllmassen zu Tal beförderte?

Dieser Meinung sind zumindest die beiden Marsexperten. Wie sie feststellen, finden sich die rinnenartigen Einschnitte gewöhnlich auf sonnenabgewandten Abhängen zwischen Breiten von 30 und 70 Grad auf beiden Hemisphären des roten Planeten. Aus der Beziehung zwischen Sonneneinstrahlung und Breitengrad schließen sie, dass eine Eisschicht das flüssige Wasser zunächst vor Verdampfung schützte. Nachdem sich schließlich genug Druck aufgebaut hat, wird dann das Wasser schlagartig frei und fließt in einem heftigen Strom den Abhang hinunter. Die Wissenschaftler halten es dagegen für unwahrscheinlich, dass die Rinnen beispielsweise eine Folge von Geröll-Lawinen oder Strömen aus körnigem Festmaterial sind. Für sie sind die Bilder deutliche Zeichen einer sich bewegenden Flüssigkeit, hierfür sprechen ihrer Ansicht nach gewundene Flusspfade, Verzweigungen, Stromlinienformen, erhöhte Uferböschungen und Einschnitte. Den Forschern zufolge sind die kürzlich entdeckten Hinweise für flüssiges Wasser auf dem Mars erst vor kurzer Zeit entstanden. Sie schließen daher die Existenz von Wasser nicht aus, dass in einigen Gebieten in weniger als 500 Metern Tiefe unter der Marsoberfläche vorhanden sein könnte.

Michael Carr vom U. S. Geological Survey in Menlo Park hält diese Interpretation für zwingend. Er kann sich aber nicht vorstellen, weshalb das Wasser ohne eine nennenswerte Hitzequelle in der Nähe flüssig bleiben sollte. Er überlegt deshalb, ob ein exotisches und leicht destabilisierbares Eis aus einem Gemisch von Kohlendioxid und Wasser – ein so genanntes Clathrat – Klumpen aus Gas und Schutt auswirft, welche die Rinnen formen. "Die ganze Sache macht mir Sorgen", meint er. "Zum jetzigen Zeitpunkt ist es daher wichtig, vorsichtig mit Interpretationen umzugehen."

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