Wasserbock: Erstes Foto einer fast ausgestorbenen Art

Vielleicht existieren nur noch zehn Tiere; mit hoher Wahrscheinlichkeit leben weniger als 100 Individuen der Upemba-Litschis (Kobus anselli) in den Sümpfen der Kamalondo-Depression im Süden der Demokratischen Republik Kongo: Sie sind die letzten Überlebenden lang anhaltender Wilderei auf diese zu den Antilopen gehörenden Wasserböcke. Zu diesem Schluss kommen Cameron Dobbie vom Nationalpark Upemba und sein Team nach einer Tierzählung im Schutzgebiet, bei der sie auch erstmals ein Foto der Art in freier Natur machen konnten. Damit gehören diese Antilopen zu den seltensten Großsäugetieren der Erde, aber immerhin gelang den Biologen damit der erste gesicherte Nachweis seit 2005.
Die Arbeitsgruppe hatte Kontrollflüge über dem Nationalpark durchgeführt, der sich während der Regenzeit teilweise in einen unzugänglichen, großen Sumpf verwandelt und der das einzige Verbreitungsgebiet der Upemba-Litschis umfasst. Die Art wurde erst 2005 neu beschrieben, zuvor hatte man die Tiere verwandten Wasserbockspezies zugerechnet. Die morphologischen Unterschiede waren jedoch ausreichend groß, um sie als eigene Spezies auszuweisen. Bei einem der Flüge stieß das Team auf eine kleine Herde von zehn Tieren, die rasch flohen. Manuel Weber vom Nationalpark gelang es, dann immerhin das Bild von einer der Antilopen zu machen, die kurz verharrte.
Anhand der seltenen Sichtungen rechnen die Biologen damit, dass sehr wahrscheinlich nicht einmal 100 Tiere in der Region überlebt haben – deutlich weniger als bei vorherigen Schätzungen des IUCN, die von 600 bis 1000 Individuen ausgingen. Erste Studien aus den 1970er Jahren ermittelten dagegen Bestandsgrößen von bis zu 20 000 Litschis in der Region. Ab den 1980er Jahren sorgten jedoch politische Unruhen, Kriege und die schlechte Zugänglichkeit der Region dafür, dass der Nationalpark kaum mehr geschützt wurde und Wilderei stark zunahm. Das Fleisch wurde anschließend meist in die Provinzmetropole Bukama verschifft und verkauft.
Weber, Dobbie und Co hoffen, dass ihr Foto vielleicht endlich wieder zu einem geeigneten Schutz des Nationalparks und vor allem der Antilopen führt. Ansonsten dürften diese Wasserböcke die nächste große Säugetierart sein, die in Afrika ausstirbt.
Anm. d. Red.: Es gelang der erste gesicherte Nachweis seit 2005, nicht seit 2025. Wir haben den Fehler korrigiert.
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