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Covid-19: Wegen Coronavirus: Kein Karneval in Venedig

Europaweit haben sich in Italien am meisten Menschen mit dem neuen Coronavirus angesteckt. Derweil stieg die Zahl der Toten in China zuletzt stark an.
Gondeln beim Karneval in Venedig

Im schwer vom Coronavirus betroffenen Norden Italiens steht das öffentliche Leben praktisch still. Aktuell ist Italien das Land mit den meisten erfassten Infektionsfällen in Europa: Allein in der Lombardei ist die Zahl auf 165 gestiegen, während es nach Angaben des Zivilschutzes am Vorabend in ganz Italien noch rund 150 gewesen waren. In der Lombardei und in Venetien sind verschiedene Gemeinden zu Sperrzonen erklärt worden, in denen Sicherheitskräfte den Zutritt überwachen. Schulen, Universitäten und Museen bleiben geschlossen. Auch der Karneval von Venedig, der bis Dienstag gehen sollte, wurde vorzeitig beendet. Drei Infizierte sind in Italien bisher an der Krankheit gestorben.

Eingeschränkt sind auch die Verbindungen Italiens zum Ausland: Während Griechenland Fährverbindungen einstellte, hat ein Fehlalarm am Sonntagabend den Zugverkehr in den Norden nach Österreich über Stunden lahmgelegt. Zwei Eurocitys waren auf dem Weg von Venedig nach München von Österreichs Behörden am Brenner gestoppt worden. Einer der Züge hatte zwei deutsche Frauen an Bord, die Fieber und starken Husten hatten. Sie wurden aber in Verona nach Angaben des österreichischen Innenministeriums negativ getestet. Danach konnten die 500 Passagiere nach München weiterfahren. Am Montagmorgen gab es beim Zugverkehr über den Brenner laut den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) keine Einschränkungen mehr.

Lesen Sie mehr zum Thema in unserer ausführlicher Coronavirus-FAQ. Unter anderem:
- Wie ansteckend ist Covid-19?
- Wann wird es einen Impfstoff geben?
Alle Artikel über das neue Coronavirus, das sich weltweit verbreitet, finden Sie auf unserer Themenseite.

Eine Abschottung ganzer Gemeinden wegen des Coronavirus wie in Italien hält der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI) hierzulande für unmöglich. »Quarantäne von ganzen Ortschaften kann ich mir in Deutschland nicht vorstellen«, sagte Lothar Wieler am Montagabend im »heute-journal« des ZDF in Mainz. Die Menschen müssten dann mit Lebensmitteln und Wasser, aber auch mit ärztlicher Hilfe versorgt werden. Das sei in einem Quarantänegebiet sehr schwierig.«

In China stieg die Zahl der Toten in den vergangenen Tagen stark an. Die Gesundheitskommission berichtete am Montag in Peking von weiteren 150 neuen Covid-19-Todesfällen – so viele wie noch nie innerhalb eines Tages. Damit sind derzeit 2592 Tote zu beklagen, überwiegend in der schwer betroffenen Provinz Hubei in Zentralchina. Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping sprach am Vortag von der »größten Gesundheitskrise« seit der Staatsgründung 1949. Er rief zu energischen Maßnahmen zur Kontrolle der Epidemie auf. So wird zum ersten Mal in der jüngeren Geschichte der Volksrepublik die anstehende jährliche Sitzung des Volkskongresses verschoben, die ursprünglich für den 5. März geplant war. Xi Jinping kündigte zudem einer aktivere Haushaltspolitik und Hilfen wie Steuererleichterungen in der Wirtschaft an, um den starken Auswirkungen auf die Wirtschaft entgegenzutreten. Viele Betriebe stehen still – auch weil Beschäftigte fehlen, die nach dem chinesischen Neujahrsfest noch nicht wieder an den Arbeitsplatz zurückgekehrt sind. Unternehmen haben zudem Probleme, Gehälter zu bezahlen.

In Südkorea, wo sich gerade ein größerer Ausbruch entwickelt, wurden zwei weitere Tote durch die Lungenkrankheit sowie 161 neu entdeckte Infektionen gemeldet. Damit haben sich schon 763 Menschen infiziert, sieben sind in Südkorea gestorben. Kein Land außer China, wo Sars-CoV-2 im Dezember ausgebrochen war, hat bisher mehr Infektionen gemeldet. Dabei konzentriert sich der Ausbruch auf die südöstliche Millionenstadt Daegu und ihre Umgebung. Dort zählte man allein 129 neu Infizierte unter Mitgliedern der christlichen Sekte Shincheonji-Kirche Jesu. Ohnehin sind mehr als die Hälfte aller Fälle im Land Anhänger der Sekte, Epidemiologen vermuten hier einen »Superspreader« des Virus unter den Sektenmitgliedern. Die Regierung Südkoreas hat die höchste Alarmstufe für Infektionskrankheiten gemeldet. Zudem wird der Saisonstart der Fussballligen verschoben: Alle geplanten Spiele der ersten und zweiten Liga fallen aus, teilte ein Sprecher der K-League in Seoul am Montag mit.

Weltweit sind aus rund 30 Ländern und Regionen mehr als 2200 Infektionen und mehr als 25 Todesfälle neben denen aus China berichtet worden. Im Iran stieg die Zahl der gemeldeten Todesopfer auf zwölf. Auch Afghanistan, Bahrain und Kuwait bestätigten am Montag erste Fälle des Coronavirus. In Deutschland wurden bislang 16 Infektionen gemeldet, letztmals wurden zwei Fälle vor knapp zwei Wochen, am 11. Februar in Bayern bekannt. Allerdings gehen Experten davon aus, dass es auch in Deutschland sehr wahrscheinlich unentdeckte Infektionen gibt.

(dpa/jot)

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