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News: Weiblich, traurig, jung

Mädchen im Alter zwischen zwölf und achtzehn Jahren bezeichnen sich als trauriger und ängstlicher als ihre männlichen Altersgenossen. Ob zwischen ihnen und Jungen tatsächlich ein Unterschied in der Grundstimmung vorliegt, kann nicht mit Sicherheit beantwortet werden. Möglich ist auch, daß Mädchen über die ausgeprägtere Fähigkeit verfügen, ihr eigenes Seelenleben genau zu beobachten.
Dies ist ein Ergebnis der Untersuchung, die Dr. Fricke von der Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychiatrie des Kindes- und Jugendalters der Universität zu Köln durchgeführt hat. Im Rahmen seiner Forschungsarbeit hatte Dr. Fricke den sogenannten Youth Self-Report, einen in den USA entwickelten Fragebogen zur Erkennung von Verhaltensauffälligkeiten, an jeweils einhundert männliche und weibliche Jugendliche mit der Bitte um Teilnahme an der Studie und dem Hinweis auf Wahrung ihrer Anonymität verschickt. Personen im Alter zwischen zwölf und achtzehn Jahren, mit deutscher Nationalität und dem Wohnort Köln waren per Zufall vom Einwohnermeldeamt ermittelt worden. Auch deren Eltern erhielten mit der Post einen Fragebogen, auf dem sie sich zu Fähigkeiten und Verhaltensweisen ihrer Kinder äußern sollten. 52 Prozent der Eltern und 47 Prozent der Jugendlichen ließen sich auf die ihnen gestellte Aufgabe ein und sendeten den ausgefüllten Fragebogen zurück.

Erstaunlich viele Mädchen kreuzten Fragen als zutreffend an, die bei der Auswertung auf eine auffallend schlechte, traurige Grundstimmung schließen lassen. Dazu zählten beispielsweise Aussagen, wie "bin unglücklich", "mache mir viele Sorgen" oder "weine viel". Die Mädchen gaben außerdem überraschenderweise öfter als die Jungen an, den Eltern nicht zu gehorchen und häufig Streit mit anderen Personen zu haben. Außerdem waren mehr Mädchen der Meinung, lieber mit Älteren zusammen zu sein. Demgegenüher traten nicht, wie ursprünglich angenommen, mehr Jungen durch aggressives und/oder Verbote überschreitendes Verhalten hervor. Aussagen wie "greife körperlich an", "mache Sachen anderer kaputt" oder "nehme Drogen" wurden nicht in bedeutsamer Weise von mehr Jungen als zutreffend bezeichnet. Allerdings waren diese häufiger der Ansicht, Dinge besser zu können und zuviel an Sex zu denken.

Insgesamt kristallisierte sich durch die von Dr. Fricke vorgenommene Studie eine niedrigere Zahl von verhaltensauffälligen Jugendlichen heraus, als jene, die bei US-amerikanischen Jugendlichen ermittelt wurde. Weiterhin zeigte sich bei der Auswertung des Elternfragebogens, daß Mütter und Väter bei der Einschätzung der Grundstimmung ihrer Töchter häufig richtig liegen. Ebenso gut wissen sie über eventuell vorhandene soziale Probleme und körperliche Beschwerden sowie bei den Söhnen über aggressives und provozierendes Verhalten Bescheid. Im Vergleich mit US-amerikanischen Eltern war die Übereinstimmung zwischen deutschen Eltern und Jugendlichen größer.

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