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Kommunikation: Weibliche Totengräber kommunizieren nur in männlicher Gesellschaft

Totengräber
Schwarzhörnige Totengräber (Nicrophorus vespilloides) verständigen sich mit chemischen Signalen: Beim Bebrüten ihres Geleges geben sich die weiblichen Käfer ihren männlichen Partnern mit einem Duftstoff zu erkennen, um seine Unterstützung zu gewinnen. Dieses Verhalten ist allerdings situationsabhängig flexibel, berichten Sandra Steiger von der Universität Freiburg und ihre Kollegen: Sobald kein Männchen in der Nähe ist, stoppt das Weibchen ihre chemische Kommunikationsbemühung. Es vermeidet so, unnütze Signale zu produzieren, und spart Energie.

Ein Totengräber-Käferpaar vergräbt im Normalfall gemeinsam die Kadaver von verendeten größeren Tieren, legt darin befruchtete Eier ab und sorgt so für einen unterirdischen Fleischvorrat für den schlüpfenden Nachwuchs. Diesen müssen die Tiere dann allerdings gegen nicht brütende Artgenossen verteidigen, die sich an den hilflosen Larven gütlich tun wollen. Häufig übernehmen beide Geschlechter des Totengräbers diese Wache; dabei sichern sich die Weibchen männliche Unterstützung, indem sie in größeren Mengen das Monoterpen Methylgeranat (3,7-Dimethyl-2,6-octadiensäuremethylester) absondern: Männchen erkennen daran ein brütendes Weibchen und können es so von eindringenden Totengräbern unterscheiden, die an der Brut schmarotzen wollen.

Steiger und Kollegen konnten nun zeigen, dass die Weibchen das Monoterpen nicht herstellen, wenn keine Männchen in der Nähe sind und das Signal daher auf taube Ohren stoßen würde. Die Produktion anderer chemischer Signale – etwa der über das Außenskelett abgegebenen Kohlenwasserstoffe – regulieren die Weibchen dagegen nicht, so die Wissenschaftler weiter: Die Menge dieser Signalstoffe ändert sich zwar mit dem Fortpflanzungszyklus der Weibchen, nicht jedoch mit der An- oder Abwesenheit eines Kommunikationspartners. Warum gerade die Produktion von Methylgeranat reguliert wird, ist noch unklar – womöglich ist der beteiligte Stoffwechselweg energieaufwändig oder zweigt Ressourcen für die Herstellung anderer Signalstoffe ab, spekulieren die Forscher. Ähnliche selektive Regulationsmechanismen chemischer Kommunikation seien vielleicht häufiger als bisher vermutet. (jo)

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