Direkt zum Inhalt

Prämenstruelle Dysphorie: Neurotransmitter sorgt für Symptome vor Menstruation

Etwa acht Prozent der Frauen leiden an der schweren Form von PMS, der prämenstruellen Dysphorie. Kurz vor den Tagen ist bei ihnen der Serotonin-Transport erhöht.
Eine Frau liegt zusammengerollt im Bett und sieht traurig aus
Die Symptome der prämenstruellen Dysphorie (PMDS) sind ähnlich zu denen des prämenstruellen Syndroms (PMS), jedoch viel stärker ausgeprägt. Betroffene sind oft depressiv, leicht reizbar, unkonzentriert, erschöpft und teilweise auch aggressiv. (Symbolfoto)

Das prämenstruelle Syndrom (PMS) ist vielen ein Begriff: Manche Frauen fühlen sich an den »Tagen vor den Tagen«, also kurz vor der Menstruation, unwohl, haben Brust-, Unterleibs- oder Kopfschmerzen und sind gereizt oder traurig. Dennoch ranken sich auch viele Mythen um PMS. Die schwerere Form davon, die prämenstruelle Dysphorie (PMDS), ist hingegen nur wenigen bekannt. Bei dieser Erkrankung sind die Symptome wie Schlafstörungen, Brustschmerzen, Depressionen, Reizbarkeit, Aggressivität und Konzentrationsstörungen so stark, dass viele betroffene Frauen in ihrem Alltag beeinträchtigt sind und teils ihrem Beruf nicht mehr nachgehen können.

Bislang wird angenommen, dass bei PMDS-Patientinnen der Körper vor allem überempfindlich auf die normalen Schwankungen der Sexualhormone Östrogen und Progesteron reagiert. Die Konzentrationen variieren teils stark in der zweiten Hälfte des Zyklus und nach dem Eisprung. »Wir wissen, dass Östrogen und Progesteron Einfluss auf den Serotoninspiegel haben, welcher sich wiederum direkt auf die Stimmung auswirkt. Bei den Patientinnen mit PMDS scheint die Antwort des Gehirns auf diese Veränderungen im Zyklus falsch reguliert zu werden«, erklärt Julia Sacher vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften. Serotonin wirkt sich direkt auf die Stimmung aus und sorgt für innere Ruhe und Zufriedenheit, indem es Angstgefühle und Aggressionen dämpft. So lassen sich Depressionen und Aggressionen unter anderem auf einen Serotoninmangel zurückführen. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus der Nuklearmedizin des Universitätsklinikums Leipzig hat Julia Sacher sich daher genauer angesehen, welche Rolle der Botenstoff Serotonin bei PMDS-Patientinnen im Gehirn spielt.

»Wir haben 30 Patientinnen und 29 gesunde Studienteilnehmerinnen über mehrere monatliche Zyklen hinweg untersucht und zu verschiedenen Zykluszeitpunkten Aufnahmen vom Gehirn mit Positronenemissionstomografie (PET) gemacht«, sagt Julia Sacher. Dabei fand das Forscherteam heraus, dass vor der Menstruationsblutung die Dichte der Serotonin-Transporter im Gehirn erhöht ist und damit der Verlust dieses Botenstoffs begünstigt wird. Dies könne die Symptome bei den betroffenen Frauen auslösen, so die Forscherinnen und Forscher. Dieser Befund sei überraschend. Bislang dachten Experten, der Serotonin-Transporter könne sich in einer derart kurzen Zeitspanne von zwei Wochen nicht verändern. »Normalerweise geht man von nur geringfügigen Veränderungen alle zehn Jahre aus«, erklärt Julia Sacher.

Die neuen Erkenntnisse könnten die Therapie der Symptome von PMDS verändern: Patientinnen könnten gezielt in diesem Zeitraum Antidepressiva einnehmen, die einen Serotonin-Wiederaufnahmehemmer als Wirkstoff enthalten. Derzeit beinhalten die meisten Therapien einen längeren Einnahmezeitraum. Die Medikamente verhindern, dass sich Serotonin an den Transporter bindet, so dass der Botenstoff länger im synaptischen Spalt verbleibt.

Auch mit dem Essverhalten ließe sich prinzipiell der Serotoninspiegel beeinflussen. »Vorläufersubstanzen von Serotonin wie zum Beispiel Tryptophan finden sich beispielsweise in Käse, Geflügel, Sojabohnen, Tofu, Nüssen und dunkler Schokolade. Gerade im Winter, wo die verminderten Sonnenstunden und das trübe Wetter noch zusätzlich zur Verschlechterung der Stimmung beitragen können, macht es Sinn, beim Essen etwas darauf zu achten«, sagt Julia Sacher. Auch mit einer Tageslichtlampe könne positiv auf den Serotoninhaushalt eingewirkt werden. Allerdings erlange man durch diese Maßnahmen nicht die Konzentrationen, die durch eine medikamentöse Therapie erreicht werden. »Hier müsste in zukünftigen Studien noch genauer erforscht werden, wie man über Ernährung und Lichttherapie gezielt PMDS beeinflussen kann«, erklärt Julia Sacher.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.