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News: Wein und Gesang...

Bemerken wir eigentlich noch, wann wir wie beeinflußt werden sollen? Gerade im Supermarkt wird den Kunden keine Ruhe gegönnt - und dies im wahrsten Sinne des Wortes. Hintergrundmusik gehört in den meisten Märkten zum Standardprogramm. In einem Nature-Artikel (13. November 1997) wird nun beschrieben, wie solche Musik tatsächlich das Kaufverhalten beeinflußt.
Die Wirkung von Musik auf potentielle Käufer scheint hinlänglich bekannt. Marketing und Werbefirmen benutzen sie schon seit langer Zeit, um Produkte besser darzustellen und unsere Meinung zu beeinflussen. In Werbespots wird ausgiebig Gebrauch davon gemacht, und auch Supermärkte haben die wohltuende Wirkung entdeckt. Warum sonst ist kaum noch ein Geschäft zu finden, in dem der Kunde nicht von mehr oder weniger dezenter Musik berieselt wird.

Nun haben Adrian C. North und seine Kollegen von der University of Leicester genauer untersucht, wie diese Musik unser Kaufverhalten produktbezogen beeinflußt. Und wo läßt sich dieses besser überprüfen, als in der Getränkeabteilung?

Es wurden jeweils vier deutsche und vier französische Weine ausgestellt. An einigen Tagen wurde französische Akkordeonmusik im Hintergrund gespielt, an anderen Tagen deutsche Bierkellermusik – was auch immer darunter zu verstehen ist. An den „französischen” Tagen wurde tatsächlich dreimal soviel französischer wie deutscher Wein verkauft. Spielte die deutsche Kapelle auf, dann trat der umgekehrte Effekt ein.

Die Erklärung sahen die Wissenschaftler darin, daß die Akkordeon-Musik die britischen Käufer in Gedanken an Frankreich schwelgen ließ. Bierkellertöne dagegen erinnerten sie an Deutschland. Und dieser Stimmung entsprechend wurde dann die Auswahl der Weine getätigt. Allerdings ohne daß die „Berieselten” gewahr wurden, wie sie eigentlich statt an der Nase, an den Ohren herum, geführt wurden.

Nicht nur für was, nein, auch in welchem Maße die Brieftasche geleert wird, konnte durch die Musik beeinflußt werden. North fand heraus, daß bei klassischer Musik im Hintergrund vermehrt teuerere Weine gekauft wurden.

Diese Entdeckungen zeigen natürlich ein breites Feld von Möglichkeiten für das Marketing auf. „Die Geschäfte können entsprechende Musik ganz gezielt in bestimmten Zonen nutzen” sagt North. Allerdings sieht auch er die Grenzen dieser Methode: „Es ist unwahrscheinlich, daß Kaufhausmusik einen Kunden beeinflussen kann, der schon vor dem Betreten des Ladens ganz genau wußte, welchen Artikel welcher Marke er kaufen will. Es ist auch unwahrscheinlich, daß zum Beispiel französische Musik in einem Autosalon jemanden dazu bringt, statt eines Volkswagens einen Renault zu kaufen.” Wie schön, daß uns doch noch einige Freiheiten bleiben!

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