Ausstellung: "Weltenglanz" in Augsburg
In der Sonderausstellung "Weltenglanz" präsentiert das Maximilianmuseum in Augsburg mehr als 70 hochkarätige Leihgaben des im Dresdner Zwinger beheimateten Mathematisch-Physikalischen Salons. Zu den Exponaten gehören wissenschaftliche Präzisionsinstrumente, darunter kunstvolle Himmelsgloben.
Der Bau hochwertiger wissenschaftlicher Instrumente hat in Augsburg eine weit zurückreichende Tradition. Christoph Schissler der Ältere (um 1531 – 1608) war hier berühmt für die Fertigung von Sonnenuhren, Präzisionszirkeln, Astrolabien und Himmelsgloben. Seine Erzeugnisse fanden auch den Weg an den sächsischen Hof und einige davon kehren nun für kurze Zeit an den Ort ihrer Entstehung zurück.
Der Augsburger Instrumentenbauer Georg Friedrich Brander (1713 – 1783) fertigte in Deutschland als einer der ersten Spiegelteleskope an und trug mit seinen feinmechanischen Erzeugnissen den Ruhm der Stadt in alle Lande hinaus. Auch aus seiner Werkstatt präsentiert die Ausstellung einige hervorragende Exponate.
Die in der Ausstellung "Weltenglanz" gezeigten Sammlungsobjekte bestechen allesamt durch ihre handwerkliche Vollendung. Ob es sich nun um wertvolle Tischuhren wie die aufwendig restaurierte "Türkenuhr", um kuriose Figurenautomaten oder um wissenschaftliche Präzisionsinstrumente handelt, alle diese Kunstwerke erfüllen einen hohen ästhetischen Anspruch und zeugen von der Repräsentationslust ihrer ehemaligen Besitzer, der sächsischen Herrscher.
Unter den astronomischen Ausstellungsstücken ist der mechanische Himmelsglobus, den Georg Roll (um 1546 – 1592) und Johannes Reinhold (um 1550 – 1596) im Jahr 1586 in Augsburg fertigten, wohl eines der kunstvollsten. Von diesem durch ein Uhrwerk angetriebenen Globus gibt es weltweit nur noch fünf weitere ähnlich ausgeführte Exemplare.
Dass einige der astronomischen Instrumente im Mathematisch-Physikalischen Salon nicht nur als Schaustücke dienten, sondern auch zu regelmäßigen Himmelsbeobachtungen dienten, ist wenig bekannt. Als Johann Gottfried Köhler (1745 – 1800), ein versierter Autodidakt und Amateurastronom, zum Inspektor des Salons berufen wurde, richtete er dort im Jahre 1781 ein provisorisches Observatorium für die Beobachtung von Sonne, Mond und Kometen ein.
Ab 1783 etablierte Köhler im Zwinger einen Zeitdienst, das dafür verwendete Passageinstrument des Londoner Instrumentenbauers John Bird (1709 – 1776) ist in der Ausstellung zu sehen
Zugleich mit "Weltenglanz" bietet das Maximilianmuseum eine Ausstellung früher Graphiken zu Himmelserscheinungen und "erschröcklichen" Ereignissen in Augsburg. In diesem Rahmen lässt sich auch der Nachbau eines Fernrohrs des "Augustanus Opticus" Johann Wiesel (1583 – 1662) bewundern, der von der Wissenschaftshistorikerin Inge Keil ausgeführt wurde. Und wer sich für Uhren von der Spätrenaissance bis zum frühen zwanzigsten Jahrhundert interessiert, findet reichliches Anschauungsmaterial in der Uhrensammlung Hörl.
Ergänzend gibt es im Rahmenprogramm zur Ausstellung "Weltenglanz" Vorträge zu Themen der Wissenschafts- und Astronomiegeschichte.
Volker Witt
Weitere Informationen: Ausstellung »Weltenglanz« im Maximilianmuseum, Fuggerplatz 1, D-86150 Augsburg
Öffnungszeiten: 20. November 2009 bis 14. Februar 2010, Dienstag 10:00 – 20:00 Uhr, Mittwoch bis Sonntag 10:00 – 17:00 Uhr
Zur Ausstellung gibt es einen Katalog, der zum Preis von 21,90 Euro erhältlich ist.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben