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Ausstellung: "Weltenglanz" in Augsburg

In der Sonderausstellung "Weltenglanz" präsentiert das Maximilianmuseum in Augs­burg mehr als 70 hochkarätige Leihgaben des im Dresdner Zwinger beheimateten Mathematisch-Physikalischen Salons. Zu den Exponaten gehören wissenschaftliche Präzisionsinstrumente, darunter kunstvolle Himmelsgloben.
Himmelsglobus von Matthäus Seutter
Kunstvoller Himmelsglobus | Der prachtvolle Globus wurde 1586 von Georg Roll und Johannes Reinhold in Augsburg angefertigt. Er besteht aus einem durch ein Uhrwerk angetriebenen Himmelsglobus mit den ptolemäischen Sternbildern sowie aus einem darunter liegenden kleineren Erdglobus. Das aus vergoldetem Messing geschaffene Kunstwerk bekrönt eine Armillarsphäre.
Aus der schon seit Mitte des 16. Jahrhunderts bestehenden Kunstkammer der sächsischen Kurfürsten ging der Mathematisch-Physikalische Salon Dresden als eine auch heute noch führende Sammlung historischer wissenschaftlicher Instrumente hervor. Das im Dresdner Zwinger beheimatete Museum besitzt unter anderem auch einen reichhaltigen Bestand an astronomischen Instrumenten und Geräten. Der vorübergehenden Schließung des Dresdner Stammhauses verdankt das Maximilianmuseum in Augsburg über 70 hochkarätige Sammlungsstücke als Leihgaben, die in der Sonderausstellung "Weltenglanz" bis zum 14. Februar 2010 der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Der Bau hochwertiger wissenschaftlicher Instrumente hat in Augsburg eine weit zurückreichende Tradition. Christoph Schissler der Ältere (um 1531 – 1608) war hier berühmt für die Fertigung von Sonnenuhren, Präzisionszirkeln, Astrolabien und Himmelsgloben. Seine Erzeugnisse fanden auch den Weg an den sächsischen Hof und einige davon kehren nun für kurze Zeit an den Ort ihrer Entstehung zurück.

Der Augsburger Instrumentenbauer Georg Friedrich Brander (1713 – 1783) fertigte in Deutschland als einer der ersten Spiegelteleskope an und trug mit seinen feinmechanischen Erzeugnissen den Ruhm der Stadt in alle Lande hinaus. Auch aus seiner Werkstatt präsentiert die Ausstellung einige hervorragende Exponate.

Die in der Ausstellung "Weltenglanz" gezeigten Sammlungsobjekte bestechen allesamt durch ihre handwerkliche Vollendung. Ob es sich nun um wertvolle Tischuhren wie die aufwendig restaurierte "Türkenuhr", um kuriose Figurenautomaten oder um wissenschaftliche Präzisionsinstrumente handelt, alle diese Kunstwerke erfüllen einen hohen ästhetischen Anspruch und zeugen von der Repräsentationslust ihrer ehemaligen Besitzer, der sächsischen Herrscher.
Himmelsglobus von Matthäus Seutter | Der von Matthäus Seutter (1678 – 1757) um 1710 in Augsburg kunstvoll angefertigte Himmelsglobus stellt insgesamt 68 Sternbilder dar. Die aus Pappmaché bestehende Globuskugel hat einen Durchmesser von 21 Zentimetern und ist mit kolorierten Kupferstichsegmenten beklebt.


Unter den astronomischen Ausstellungsstücken ist der mechanische Himmelsglobus, den Georg Roll (um 1546 – 1592) und Johannes Reinhold (um 1550 – 1596) im Jahr 1586 in Augsburg fertigten, wohl eines der kunstvollsten. Von diesem durch ein Uhrwerk angetriebenen Globus gibt es weltweit nur noch fünf weitere ähnlich ausgeführte Exemplare.

Dass einige der astronomischen Instrumente im Mathematisch-Physikalischen Salon nicht nur als Schaustücke dienten, sondern auch zu regelmäßigen Himmelsbeobachtungen dienten, ist wenig bekannt. Als Johann Gottfried Köhler (1745 – 1800), ein versierter Autodidakt und Amateurastronom, zum Inspektor des Salons berufen wurde, richtete er dort im Jahre 1781 ein provisorisches Observatorium für die Beobachtung von Sonne, Mond und Kometen ein.

Ab 1783 etablierte Köhler im Zwinger einen Zeitdienst, das dafür verwendete Passageinstrument des Londoner Instrumentenbauers John Bird (1709 – 1776) ist in der Ausstellung zu sehen
Passageinstrument von John Bird | Das um 1750 in London vollendete Passage­instrument von John Bird nutzte der Astronom Johann Gottfried Köhler (1745 – 1800) am Mathematisch-Physikalischen Salon in Dresden zur astronomischen Zeitbestimmung.
Unter Wilhelm Gotthelf Lohrmann (1796 – 1840) entstand am Salon ein Observatoriumsanbau aus Stein, der das bisherige hölzerne Meridianhaus ersetzte. Lohrmann reformierte den Zeitdienst ab dem Jahr 1827 grundlegend, und in der Folge zeigten alle öffentlichen Uhren in Sachsen eine einheitliche Zeit an, die der Mathematisch-Physikalische Salon gleichsam als amtliche Behörde vorgab.

Zugleich mit "Weltenglanz" bietet das Maximilianmuseum eine Ausstellung früher Graphiken zu Himmelserscheinungen und "erschröcklichen" Ereignissen in Augsburg. In diesem Rahmen lässt sich auch der Nachbau eines Fernrohrs des "Augustanus Opticus" Johann Wiesel (1583 – 1662) bewundern, der von der Wissenschaftshistorikerin Inge Keil ausgeführt wurde. Und wer sich für Uhren von der Spätrenaissance bis zum frühen zwanzigsten Jahrhundert interessiert, findet reichliches Anschauungsmaterial in der Uhrensammlung Hörl.

Ergänzend gibt es im Rahmenprogramm zur Ausstellung "Weltenglanz" Vorträge zu Themen der Wissenschafts- und Astronomiegeschichte.

Volker Witt

Weitere Informationen: Ausstellung »Weltenglanz« im Maximilianmuseum, Fuggerplatz 1, D-86150 Augsburg
Öffnungszeiten: 20. November 2009 bis 14. Februar 2010, Dienstag 10:00 – 20:00 Uhr, Mittwoch bis Sonntag 10:00 – 17:00 Uhr
Zur Ausstellung gibt es einen Katalog, der zum Preis von 21,90 Euro erhältlich ist.

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