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Anstieg des Meeresspiegels: Weltkulturerbe im Mittelmeerraum künftig noch stärker bedroht

Ob die Lagune von Venedig oder die Ruinen von Karthago: Sturmfluten und Erosion werden vielen Weltkulturerbestätten bis zum Ende des Jahrhunderts noch stärker zu schaffen machen, prognostizieren Forscher.
UNESCO Weltkulturerbestätte Venedig

Einer Vielzahl von UNESCO-Weltkulturerbestätten im Mittelmeerraum steht das Wasser allmählich bis zum Hals: Vor allem jene Stätten, die sich in tief liegenden Küstengebieten befinden, könnten durch den Anstieg des Meeresspiegels bis zum Ende des 21. Jahrhunderts noch deutlich stärker bedroht sein als sie es bislang ohnehin schon sind. Darauf deutet nun eine Untersuchung von Forschern um Lena Reimann von der Universität Kiel hin.

Die Wissenschaftler erstellten zunächst eine räumliche Datenbank aller UNESCO-Weltkulturerbestätten in tief liegenden Küstenregionen des Mittelmeerraums, zu denen beispielsweise die Lagune von Venedig, die Altstadt von Dubrovnik sowie die Ruinen von Karthago zählen. Anschließend simulierten sie Überschwemmungen bei unterschiedlich hohem Meeresspiegelanstieg und erstellten so einen Index für das Flut- und Erosionsrisiko. Dabei zeigte sich: Steigt der Meeresspiegel weiter an, könnte das Risiko, dass die Weltkulturerbestätten von einer besonders verheerenden Sturmflut heimgesucht werden, um bis zu 50 Prozent zunehmen. Die Gefährdung durch Küstenerosion steigt durchschnittlich um bis zu 13 Prozent an, wie die Forscher um Fachmagazin »Nature Communications« berichten. Vereinzelte Stätten könnten durch ihre exponierte Lage jedoch noch deutlich stärker betroffen sein, warnt Reimann.

Diese Angaben fußen allerdings auf einem eher pessimistischen Klimamodell: Sie setzen voraus, dass der Meeresspiegel im Mittelmeer bis zum Jahr 2100 um rund 1,46 Meter ansteigt. Ein solcher Anstieg könne den Forschern zufolge lediglich mit einer fünfprozentigen Wahrscheinlichkeit eintreten. Dennoch erachten sie es für sinnvoll, sich auf den worst case vorzubereiten. »Mit unserer Arbeit möchten wir die Anpassungsplanung zum Schutz des Weltkulturerbes vorantreiben«, erklärt Reimann. Als Beispiel nennen die Wissenschaftler das MO.S.E-Projekt, das das Zentrum Venedigs mit Hilfe von absenkbaren Fluttoren, die sich derzeit im Bau befinden, vor Überflutungen schützen soll. Der Bau hatte sich zuletzt mehrfach verzögert und unter anderem mit einem Korruptionsskandal für Aufsehen gesorgt. Wie die meisten der 49 untersuchten Stätten ist die Lagune von Venedig schon heute von Sturmfluten und Erosion bedroht.

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