Indien auf dem Vormarsch: Eine kleine Geschichte der indischen Raumfahrt

Seit geraumer Zeit ist in Indien eine Bewegung zu beobachten, die im Westen in häufig abwertender Weise als nationalistisch bezeichnet wird. Diese Bewegung, man sollte sie vielleicht eher Werteordnung nennen, heißt dort Bharat, was in Sanskrit nichts anderes bedeutet als »Indien«. In diesem neuen Nationalismus sieht sich das Land als traditionsverwurzelt, selbstbewusst und vor allem autark. Es folgt nicht länger automatisch den Vorstellungen des euroatlantischen Kulturkreises, sondern besinnt sich auf die eigenen Werte.
In diesem Sinn ist die Regierung unter Premierminister Narendra Modi bestrebt, das Bild eines Landes zu vermitteln, das seinen ihm zustehenden Platz in der globalen Elite beansprucht und einnimmt. Die Raumfahrt stellt dafür ein wichtiges Element dar. Sie hat eine Leuchtturmfunktion nach außen und ist ein verbindendes Element zwischen den vielen Ethnien des Landes. Zusätzlich gewinnt sie an wirtschaftlicher Bedeutung, zum Beispiel mit der Durchführung bezahlter Starts für andere Nationen wie zuletzt im Dezember 2024 für die beiden Proba-3-Satelliten der Europäischen Weltraumbehörde ESA (siehe »Start der Proba-3-Satelliten«).
Breit aufgestellt, wie Indiens Weltraumaktivitäten inzwischen sind, kann der vorliegende Artikel nur selektive Einblicke in einige der Basisbausteine des indischen Raumfahrtprogramms vermitteln.
Die Anfänge
Wie bei vielen Raumfahrtnationen gab es auch in Indien einen Gründervater, der das Weltraumprogramm in Gang brachte. In diesem Fall war das Vikram Sarabhai. Zunächst lief das Raumfahrtprogramm unter der Ägide der Nationalen Atomenergiebehörde, bis im Jahr 1962 das Indian National Committee for Space Research (INCOSPAR) gegründet wurde, dessen erster Direktor er wurde. Bald danach begann Indien mit dem Start von Höhenforschungsraketen. Anfangs wurden nur amerikanische, französische, britische und russische Modelle verwendet. Ab dem Jahr 1965 kamen auch erste indische Eigenentwicklungen zum Einsatz, beginnend mit der winzigen RH-75, die gerade einmal Höhen um die zehn Kilometer erreichte.
Im Jahr 1969 wurde die indische Raumfahrtagentur ISRO (Indian Space Research Organisation) gegründet, in der seither alle indischen Raumfahrtaktivitäten gebündelt sind. Seit dem Jahr 1972 gibt es ein eigenes Raumfahrtministerium. Etwa um diese Zeit war auch die Rakete Rohini RH-300 im Einsatz. Sie stellte einen gewaltigen Entwicklungssprung dar, erreichte sie doch bereits Höhen von 150 Kilometern. Im Jahr 1974 startete mit der RH-560 die erste zweistufige indische Rakete und kam auf Höhen um 400 Kilometer (siehe »Indische Höhenforschungsraketen«).
Indiens Trägerraketen
Auf Grund der Fertigkeiten, die man sich mit dem Bau von Feststoffraketen der Rohini-Serie angeeignet hatte, konnte man sich nun daran wagen, ein einfaches und kleines Satellitenträgerfahrzeug zu bauen. Daraus wurde das so genannte Satellite Launch Vehicle 3 (SLV-3). Diesen Träger würde man heute als Nano-Launcher bezeichnen. Seine maximale Nutzlast für einen niedrigen Erdorbit lag bei nur etwa 50 Kilogramm (siehe »Satellitenträger aus Indien«).
Der Erstflug am 10. August 1979 misslang. Die zweite Mission am 18. Juli 1980 war jedoch erfolgreich, und mit dem 35 Kilogramm schweren Rohini RS-1 brachte die ISRO einen eigenen Satelliten mit einer eigenen Trägerrakete in den Orbit – als dritte asiatische Nation und weltweit als siebtes Land. Mit dem vierten Einsatz im SLV-3-Programm, dem Start von Rohini 3 am 17. April 1983, war die Karriere dieser ersten indischen Orbitalträgerrakete auch schon beendet.
Die zweite Evolutionsstufe bildete das Augmented (verstärkte) SLV (ASLV). Dabei handelte es sich um eine SLV-3-Zentraleinheit, der durch weitere zwei seitlich angeflanschte SLV-3-Einheiten zu einem Höhenstart verholfen wurde. Hier allerdings waren diese Booster keine Starthilfsraketen im klassischen Sinn, sondern eine eigenständige erste Stufe, da die zentrale Stufe erst gezündet wurde, nachdem die beiden seitlich angebrachten Booster ausgebrannt waren. Das ASLV war keine glückliche Konstruktion. Es wurden lediglich vier Starts in großen Zeitabständen durchgeführt, doch nur der vierte und letzte war vollständig erfolgreich.
Eine erste Erfolgsgeschichte
Mit dem Polar Satellite Launch Vehicle (PSLV) gelang Indien sechs Jahre nach dem Erstflug des ASLV der gewaltige Schritt hin zu einem der heutigen Standardträger des unteren Mittelklassesegments. Der Name ist ein Hinweis auf den bevorzugten Zielorbit dieser Rakete, nämlich die polare, sonnensynchrone Erdumlaufbahn (siehe »Auf dem Weg zur Startrampe«).
Der Aufbau dieser vierstufigen Rakete ist eigenwillig. Auf die feststoffbetriebene Erststufe folgt eine flüssigkeitsbetriebene Zweitstufe, auf die wiederum ein Feststofftreibsatz folgt und auf diesen wieder eine Stufe mit flüssigen Treibstoffen. Einige der Bauelemente des PSLV wurden auch bei der folgenden und größeren Rakete GSLV wieder genutzt.
Es ist erstaunlich, dass mit so einer komplexen Konstruktion eine passable Zuverlässigkeit erzielt werden kann. Über alle Varianten gerechnet schlugen bei bislang 61 Missionen lediglich zwei Starts komplett und einer teilweise fehl. Die Basisversion des Trägers, das PSLV-G, ist inzwischen nicht mehr im Einsatz.
Heute gibt es die Rakete in vier Varianten:
• PSLV-CA (für »Core Alone«, also ohne Starthilfsraketen): Es hatte seinen Erstflug am 23. April 2007.
• PSLV-DL: Es verfügt über zwei Zusatzbooster vom Typ S12. Sein erster Einsatz fand am 24. Januar 2019 statt.
• PSLV-QL: Eine Variante mit vier Boostern, deren Erstflug am 1. April 2019 erfolgte.
• PSLV-XL: Die mit Abstand am häufigsten eingesetzte Version des PSLV, die erstmals am 29. Dezember 2005 flog. Sie kann bis zu 1800 Kilogramm Nutzlast auf einen polaren, sonnensynchronen Orbit bringen.
Spätestens mit dem ab dem Jahr 2001 eingesetzten GSLV war Indien auf dem Weg zur Raumfahrt-Großmacht. GSLV steht für Geosynchronous Space Launch Vehicle, womit auch schon die Hauptaufgabe dieser Rakete – nämlich der Transport in die geostationäre Umlaufbahn in 36 000 Kilometer Höhe – genannt ist. Um diesen nächsten Schritt in der Trägerraketen-Evolution realisieren zu können, musste anfangs viel ausländisches Know-how eingesetzt werden. Es stammte vor allem aus Russland und Europa, denn zunächst war von den drei Stufen und den Boostern lediglich die erste Stufe vollständig aus indischer Technik zusammengebaut (siehe »Die GSLV-Rakete vor dem Start«).
Das GSLV ist in der Lage, eine Nutzlast von bis zu 6000 Kilogramm in eine niedrige Erdumlaufbahn oder etwa 2200 Kilogramm auf einen geostationären Transferorbit zu bringen.
Bislang ist das GSLV allerdings nicht gerade ein Erfolgsmodell. Von 16 Starts gelangen nur 10. Es gab vier komplette Fehlschläge und zwei Teilerfolge, bei denen jeweils die Nutzlast auf einer zu niedrigen Bahn abgeliefert wurde.
Die nächsten Generationen
Das LVM III ist der nächste Entwicklungsschritt indischer Trägerraketen. Die Bezeichnung steht für Launch Vehicle Mark III. Alle Komponenten sind komplette Neukonstruktionen, und die Rakete war bei ihren bisherigen sechs Einsatzflügen ausnahmslos erfolgreich. Sie kann etwa 10 000 Kilogramm Nutzlast in eine niedrige Erdumlaufbahn befördern, etwa 4400 Kilogramm in den geostationären Transferorbit oder 3000 Kilogramm auf eine Mondtransferbahn. Diese Rakete wird auch das bemannte indische Raumfahrtprogramm unterstützen und dann als HLVM III (Human Rated LVM III) genannte Sonderversion fliegen.
Der derzeit neueste indische Träger ist gleichzeitig auch der kleinste. Er wird als Small Satellite Launch Vehicle (SSLV) bezeichnet und wird das Nutzlastspektrum unterhalb des PSLV abdecken. Er kann bis zu 700 Kilogramm auf eine niedrige östliche Erdumlaufbahn oder etwa 300 Kilogramm auf eine polare, sonnensynchrone Bahn bringen. Der Erstflug erfolgte am 7. August 2022 und misslang. Die beiden folgenden Missionen waren erfolgreich.
Wie geht es weiter?
Die nächsten Evolutionsstufen indischer Trägerraketen, das NGLV (Next Generation Launch Vehicle) und das NGLV Heavy, zeichnen sich schon ab. Die Entwicklung dieser Rakete wurde erst vor wenigen Monaten vom indischen Kabinett endgültig genehmigt. Bei dieser Gelegenheit wurde auch ein schicker Name dafür vergeben. Sie heißt von nun an »Soorya« (Sanskrit für: Sonne).
Das NGLV ist eine Rakete mit einer Nutzlastkapazität von zunächst 30 Tonnen für den niedrigen Erdorbit oder 12 Tonnen in einen geostationären Transferorbit. Sie ist teilweise wiederverwendbar ausgelegt, soll ab den frühen 2030er Jahren zum Einsatz kommen und dann vor allem den Betrieb der indischen Raumstation unterstützen.
Mit zusätzlichen Boostermotoren soll diese Rakete dann in der Version NGLV Heavy ab den frühen 2040er Jahren im geplanten astronautischen indischen Mondprogramm eingesetzt werden.
Das Satish Dhawan Space Centre
Das 145 Quadratkilometer große Satish Dhawan Space Centre auf der südostindischen Insel Sriharikota in der Bucht von Bengalen ist gegenwärtig noch das einzige Satellitenstartzentrum Indiens. Es trug ursprünglich den Namen »Sriharikota Range«, wurde aber nach dem Tod von Professor Satish Dhawan, dem ersten Chef der ISRO, im Jahr 2002 umbenannt.
Neben den zwei großen Startanlagen für die Orbitalträger verfügt das Raumfahrtzentrum auch über mehrere kleinere Startanlagen für Höhenforschungsraketen. Der Bau einer weiteren universellen Startanlage, vor allem für das NGLV-Programm, wurde im Januar 2025 vom indischen Kabinett genehmigt.
Sechs Kilometer von den beiden Hauptstartrampen entfernt liegt der Infrastrukturkomplex. Hier befinden sich neben dem Kontrollzentrum auch eine Reihe von Gebäuden mit Reinraumbedingungen, in denen die Trägerraketen und die Nutzlasten auf den Start vorbereitet werden können. Die gesamte Anlage ist verkehrstechnisch mit den Städten Madras und Chennai verbunden und hat dort Anbindung an einen Seehafen und einen internationalen Flugplatz.
Mit Gaganyaan in den Erdorbit
Nach mehrjährigen Vorstudien und Technologieprogrammen wurde im August 2018 durch den Premierminister Modi die Durchführung des Gaganyaan-Programms in der staatlichen Planung verankert. Gelingt das Vorhaben, dann wäre Indien nach der Sowjetunion, den USA und China das vierte Land, das einen Menschen mit eigenen Mitteln ins All schicken kann.
Die Bezeichnung »Gaganyaan« bedeutet in Sanskrit so viel wie »Himmelsfahrzeug«. Das Raumschiff ist für eine zwei- bis dreiköpfige Besatzung ausgelegt. Es besteht aus zwei Komponenten: dem etwa 5,3 Tonnen schweren Crewmodul und dem etwa 2,9 Tonnen schweren Servicemodul. Das Raumfahrzeug wiegt damit insgesamt etwa 400 Kilogramm mehr als ein Sojus-Raumschiff oder etwa fünf Tonnen weniger als eine Crew Dragon von SpaceX.
Im vergangenen Jahr hat die ISRO die Namen von vier Luftwaffenpiloten bekannt gegeben, welche die Besatzungen für die ersten bemannten Raumflüge des Landes bilden werden. Es handelt sich dabei um Group Captain (Oberst) Prashanth Balakrishnan Nair, Group Captain Ajit Krishnan, Group Captain Angad Prathap und Wing Commander (Oberstleutnant) Shubhanshu Shukla (siehe »Die ersten vier indischen Astronauten«).
Die Einsätze sollen nach derzeitigem Plan ab dem Jahr 2026 beginnen. Shubhanshu Shukla wird allerdings bereits im Frühjahr 2025 in den Weltraum starten, denn die ISRO hat für ihn einen Flug auf der Mission Axiom 4 gebucht. Bei dieser wird eine Crew Dragon von SpaceX unter dem Kommando der US-Astronautin Peggy Whitson für mindestens zehn Tage zur ISS aufbrechen.
Bevor dem Raumfahrzeug Menschen anvertraut werden, müssen noch drei unbemannte orbitale Testflüge absolviert werden, die derzeit alle für das Jahr 2025 geplant sind. Dabei soll jeweils eine instrumentierte, weibliche beinlose Testpuppe den Platz eines Astronauten einnehmen. Der Name dieser Puppe oder, wie es die ISRO lieber hört, des Androiden, ist »Vyommitra« (Weltraumfreundin). Etwa sechs Monate nach dem dritten Testflug soll dann der erste Einsatz mit einer Crew an Bord erfolgen.
Indiens nächstes Ziel im Weltraum ist die nationale indische Raumstation mit der Bezeichnung BAS, die Bharatiya Antariksha Station (übersetzt: Indische Raumstation). Die Pläne dafür sind abgesegnet, die Finanzierung ist gesichert, und die Entwicklung hat bereits begonnen.
Zu Mond und Mars
Auf die Frage eines Journalisten im Jahr 2003, ob ein Land wie Indien wirklich ein Mondprogramm brauche, antwortete Krishnaswamy Kasturirangan, der damalige Vorstandsvorsitzende der ISRO: »It is not whether we can afford it. It is whether we can afford to ignore it.« (Es ist nicht die Frage, ob wir uns das leisten können. Sondern es ist die Frage, ob wir es uns leisten können, es zu ignorieren.) Und so startete fünf Jahre später, am 22. Oktober 2008, die Orbitalsonde Chandrayaan-1 (in Sanskrit: Mondfahrzeug) an Bord einer PSLV-XL in Richtung Mond, dessen Umlaufbahn sie am 9. November erreichte. Fünf Tage später setzte sie eine 35 Kilogramm schwere Mondeinschlagsonde ab, die in der Nähe des Shackleton-Kraters am Mondsüdpol aufschlug. Damit war Indien das fünfte Land, das – wenn auch dieses Mal noch ungebremst – die Mondoberfläche erreichte (siehe »Chandrayaan-3 im Sommer 2024«).
Es dauerte danach rund zehn Jahre, bis Indien am 22. Juli 2019 mit Chandrayaan-2 seine zweite, ungleich ambitioniertere Mondmission auf den Weg brachte. Das beim Start fast vier Tonnen schwere Raumfahrzeug bestand aus zwei Hauptkomponenten, nämlich einem Orbiter und einem Lander mit der Bezeichnung »Vikram« (Sanskrit für: der Tapfere), der seinerseits einen Rover mit der Bezeichnung »Pragyan« (Sanskrit für: Weisheit) mit sich führte. Als Träger wurde Indiens leistungsfähigste Rakete, die LVM III, eingesetzt.
Der Einschuss der Kombination in den Mondorbit und die Trennung der beiden Komponenten gelangen einwandfrei. Am 6. September 2019 wurde der Landeversuch unternommen. Zunächst schien alles glatt zu verlaufen, doch weniger als eine Minute vor dem Aufsetzen riss der Kontakt zu Vikram ab. Damals wurden im Kontrollzentrum bittere Tränen vergossen, und Premierminister Modi, der für den Landeversuch persönlich ins Kontrollzentrum gekommen war, musste den Programmleiter in die Arme nehmen und trösten.
Der Orbiter übrigens, der sich seither in einer Kreisbahn in etwa 100 Kilometer Höhe über der Mondoberfläche bewegt, funktioniert bis auf den heutigen Tag. Die Qualität seiner Bilddaten ist exzellent, und so muss die Chandrayaan-2-Mission allein aus diesem Grund zumindest als Teilerfolg gewertet werden.
Am 14. Juli 2023 wurde eine überarbeitete Version des Vikram-Landers zum Mond geschickt, mit dem am 23. August 2023 eine perfekte Landung gelang (siehe SuW 11/2023, S. 38). Während eines vollen Mondtags (also 14 Tagen auf der Erde) sendeten die Sonde und der Rover Pragyan Daten und Bilder zur Erde. Der Erfolg Indiens fiel umso deutlicher aus, als nur vier Tage zuvor der Versuch Russlands, die Mondsonde Luna 25 auf dem Erdtrabanten zu landen, gescheitert war (siehe SuW 11/2023, S. 18).Erfolg macht Lust auf mehr, und so ist Indien momentan dabei, eine komplexe Probenrückführmission vom Mond aufzusetzen. Die Mission trägt den Namen, man ahnt es schon, Chandrayaan-4. Sie wird zwei separate, relativ schnell aufeinander folgende Starts je eines LVM III erfordern, die insgesamt fünf Module zum Mond transportieren werden.
Mit der einen Rakete wird das Abstiegsmodul (Descender), das die Mondproben sammeln und in Behältern verstauen wird, zusammen mit dem Aufstiegsmodul (Ascender) zum Mond gestartet. Die Antriebs-, Transfer- und Wiedereintrittsmodule folgen mit der zweiten Rakete.
Für das Erarbeiten der notwendigen Praxis bei ferngesteuerten Rendezvous- und Andockmanövern startete Indien kurz vor Jahresschluss 2024 die Testmission SpaDeX, die sehr erfolgreich verlief.
Nicht vergessen werden sollte an dieser Stelle, dass die ISRO zwischendurch auch einen Marsorbiter mit der Bezeichnung »Mangalyaan« betrieb, der von November 2013 bis Oktober 2022 aktiv war. Der Mars hat im indischen Raumfahrtprogramm aber derzeit keine sehr hohe Priorität. Man legt vor allem Gewicht auf den Mond und beabsichtigt, ab den frühen 2040er Jahren mit bemannten Landungen zu beginnen, um den Erdtrabanten nicht China und den USA allein zu überlassen.
Die Zukunft ist schon genehmigt
Missionen zum Bau der Bharatiya Antariksha Station sollen ab dem Jahr 2028 und Kurzzeitmissionen mit Besatzung voraussichtlich um das Jahr 2031 beginnen. Ab dem Jahr 2035 ist eine dauerhafte Besetzung der Station geplant, mit Nachschubmissionen im Abstand von jeweils sechs Monaten. Mit einer Länge von etwa 30 Metern und einer Breite von 25 Metern wird die BAS in dieser ersten Phase etwa ein Viertel des Volumens der Internationalen Raumstation (ISS) einnehmen. Die Station wird die Erde in einer Umlaufbahn in einer Höhe von etwa 450 Kilometern und einer Bahnneigung von 51,6 Grad zum Äquator umkreisen (siehe »Die indische Raumstation Bharatiya Antariksha«).
In dem Zusammenhang genehmigte das indische Kabinett im September 2024 auch die Finanzierung für zunächst insgesamt acht Gaganyaan-Missionen. Dies beinhaltet die drei unbemannten Missionen und den ersten Testflug mit Astronauten sowie vier weitere Missionen für technische Demonstrationen und Validierungen bis Ende Dezember 2028.
Bei derselben Kabinettssitzung wurde auch die Shukrayaan-Orbitermission zur Venus genehmigt, deren Start für März 2028 geplant ist.
Die Beispiele zeigen es: Indien verfolgt konsequent den Weg zur Autonomie im Weltraum. Der Aufstieg zu den ganz großen Raumfahrtnationen und die Etablierung dort sind in der politischen Agenda des Landes festgeschrieben.
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