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Öffentliche Gesundheit: Weltweit starke Zunahme von Übergewicht

Der Anteil übergewichtiger und fettleibiger Personen steigt, vor allem in Asien, Afrika und Südamerika. Das wird die dortigen Gesundheitssysteme enorm belasten.
Zwei füllige Damen laufen eine Straße entlang.
Schon heute gelten weltweit mehr als 2,1 Milliarden Erwachsene als übergewichtig. Im Jahr 2050 könnten es 3,8 Milliarden sein – das wäre mehr als jede zweite Person.

Sechs von zehn Erwachsenen sowie drei von zehn Heranwachsenden könnten im Jahr 2050 übergewichtig beziehungsweise fettleibig sein. Zu diesem Ergebnis kommen zwei internationale Großstudien des Forschungsverbunds »GBD 2021 Adolescent and Adult BMI Collaborators«, die im Fachblatt »TheLancet« erschienen sind. Wenn die Politik nicht rasch und wirksam gegensteuere, werde es immer mehr Menschen mit Übergewicht oder Adipositas geben, mahnen die Fachleute. Wichtig sei unter anderem, den Konsum hochverarbeiteter und übermäßig kalorienreicher Lebensmittel einzuschränken sowie körperliche Bewegung zu fördern, etwa durch Anlegen von Parks, Sportanlagen und Spielplätzen.

In den zurückliegenden drei Jahrzehnten haben Übergewicht und Fettleibigkeit weltweit dramatisch zugenommen, wie die Daten zeigen. Als übergewichtig galt in der Erhebung, wessen Körpermasseindex (Body-Mass-Index, abgekürzt BMI) zwischen 25 kg/m2 und 30 kg/m2 liegt – und als fettleibig oder adipös, wessen BMI mindestens 30 kg/m2 beträgt. Sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern und Jugendlichen hat sich der Anteil davon betroffener Personen seit dem Jahr 1990 mehr als verdoppelt. Im Jahr 2021 waren global gesehen etwa 2,1 Milliarden Erwachsene sowie 500 Millionen Heranwachsende übergewichtig oder adipös. Der Großteil von ihnen lebte in China, Indien, den USA, Brasilien, Russland, Mexiko, Indonesien und Ägypten.

Ohne schnelle politische Gegenmaßnahmen werden im Jahr 2050 voraussichtlich rund 60 Prozent der Erwachsenen (rund 3,8 Milliarden Menschen) sowie 31 Prozent der Kinder und Jugendlichen (etwa 746 Millionen Menschen) mit Übergewicht oder Fettleibigkeit leben, wie die Erhebung zeigt. Die größten Zuwächse werden für Asien und Afrika südlich der Sahara prognostiziert. Auch Südamerika wird stark betroffen sein. Der Anteil adipöser Personen wird erwartungsgemäß schneller steigen als derjenige »lediglich« Übergewichtiger – vor allem unter jungen Menschen.

Gesundheitssysteme unter Druck

Den Prognosen zufolge wird 2050 jeder dritte Heranwachsende mit Adipositas entweder in der Region Nordafrika/Vorderasien leben oder in der Region Südamerika/Karibik. Jeder vierte Erwachsene mit Fettleibigkeit wird dann 65 Jahre oder älter sein. Beides wird die Gesundheitssysteme enorm belasten, vor allem in einkommensschwachen Ländern. Übergewicht und Adipositas erhöhen das Risiko für zahlreiche gesundheitliche Komplikationen, insbesondere für Stoffwechsel-, Herz-Kreislauf- und Tumorerkrankungen sowie für Erkrankungen des Bewegungsapparats. »Die beispiellose globale Epidemie von Übergewicht und Adipositas ist eine enorme Tragödie und ein monumentales gesellschaftliches Versagen«, äußert die leitende Studienautorin Emmanuela Gakidou vom Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) der University of Washington in einer Pressemitteilung.

Das Team hatte für insgesamt 204 Länder und Hoheitsgebiete ermittelt, wie sich Übergewicht beziehungsweise Fettleibigkeit in verschiedenen Altersgruppen über die zurückliegenden drei Jahrzehnte entwickelt haben und weiterhin entwickeln werden. Dabei stützten sich die Fachleute auf mehr als 1300 Datenquellen inklusive nationaler und internationaler Erhebungen zur öffentlichen Gesundheit sowie die einschlägig publizierte Fachliteratur.

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