Weltweite Umfrage: Vertrauen in die Wissenschaft nach wie vor eher hoch

Eine generelle Vertrauenskrise der Wissenschaft scheint es weltweit gesehen nicht zu geben. Das zumindest geht aus einer Umfrage in 68 Ländern hervor. Befürchtungen, dass sich die Menschen nach den harten Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie im großen Stil von der Wissenschaft abgewandt hätten, bestätigen sich damit nicht: Insgesamt stünde die Wissenschaft in ihrem Ansehen bei der Bevölkerung vergleichsweise gut da, resümiert das Autorenteam in seiner Studie im Fachblatt »Nature Human Behaviour«.
Ein 241 Fachleute umfassendes Forschungsteam um Viktoria Cologna von der ETH Zürich und Niels Mede von der Universität Zürich hatte dazu 71 922 Personen mittels Fragebogen interviewt.
Wie sehr die Befragten der Wissenschaft vertrauten, erfasste die Gruppe unter anderem mit Hilfe der vier Teilaspekte Kompetenz, Gemeinwohlorientierung, Integrität und Kritikfähigkeit. Die Befragten sollten auf einer Skala von 1 (sehr gering) bis 5 (sehr hoch) angeben, wie sehr diese ihrer Meinung nach auf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zuträfen.
Aus den Antworten ergab sich anschließend ein globaler Durchschnittswert von 3,62. Von diesem wichen die Durchschnittswerte der einzelnen Länder um bis zu rund einen halben Punkt nach oben und unten ab. Allerdings lag keiner davon unter dem Skalenmittelwert von 3, was anzeigt, dass in allen Fällen das Vertrauen im Schnitt größer war als das Misstrauen.
Spitzenreiter beim Gesamtvertrauen sind Ägypten (4,3) und Indien (4,26), mit deutlichem Abstand zum Drittplatzierten (Nigeria, 3,98). Am unteren Ende der Rangliste stehen Kasachstan (3,13) und Albanien (3,05). Mit einem Wert von 3,49 liegt Deutschland im unteren Mittelfeld dieser Aufstellung – und damit unter den Vereinigten Staaten (3,86), die vielen als Paradebeispiel für ein Land mit gestörtem Verhältnis zur eigenen Wissenschaft gelten.
Noch etwas geringeres Vertrauen als in Deutschland fanden die Forschenden in der Schweiz (3,45) und in Österreich (3,42). Die Unterschiede in der zweiten Nachkommastelle sind allerdings nicht aussagekräftig.
Ohnehin lassen sich die Werte der einzelnen Länder nur schwer miteinander vergleichen, wie die Autoren der Studie einräumen. Der Grund dafür sind sprachliche Unschärfen in den Umfragebögen, aber auch die stark unterschiedlichen Randbedingungen, die in den einzelnen Ländern vorherrschen. Aufschlussreicher könnten Betrachtungen einzelner Länder sein, wie sie in Deutschland beispielsweise vom Wissenschaftsbarometer durchgeführt werden. Auch dieses hatte zuletzt ergeben, dass die Wissenschaft hier zu Lande in keiner fundamentalen Vertrauenskrise steckt: 56 Prozent der Menschen in Deutschland setzen demnach Vertrauen in Wissenschaft und Forschung, lediglich 10 Prozent äußern Misstrauen, und 34 Prozent sind in dieser Frage unentschieden.
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