Verhaltensforschung: Wenn Affen Trauer tragen
Auch der friedliche Tod eines Artgenossen stürzt Zoo-Schimpansen ins Stimmungstief.
© pixabay / Republica / Schimpansen / CC0 CC0 (Ausschnitt)
Nicht allein ihre Gene weisen sie als engste Verwandte des Menschen aus – auch das Verhalten von Schimpansen (Pan troglodytes) zeigt erstaunliche Parallelen zu Homo sapiens: Die Tiere erkennen sich selbst im Spiegel, feilschen für leckere Belohnungen und manipulieren ihre Artgenossen durch Lügen. Neue Filmaufnahmen dokumentieren nun eine weitere Ähnlichkeit: Die Affen scheinen auf den Tod eines Nahestehenden mit stiller Trauer zu reagieren.
Am 7. November 2008 starb im Tierpark nahe der schottischen Stadt Stirling das Schimpansenweibchen Pansy, gute 50 Jahre alt und damit bereits hochbetagt. Und zwar – anders als in bisher dokumentierten Todesfällen – ohne Gewalteinwirkung. Zwei Videokameras zeichneten das Geschehen auf.
"Die Bilder deuten daraufhin, dass Schimpansen der Tod bewusster ist als vielfach angenommen", erklärt James Anderson von der University of Stirling. Den Aufzeichnungen zufolge schien der Gruppe Pansys Gesundheitszustand nicht entgangen zu sein. Das Weibchen wurde vor ihrem Tod intensiv gelaust und durfte ein von ihrer Tochter bereitetes Schlafnest in Beschlag nehmen. Noch Tage nach Pansys Ende, auch als Wärter bereits die Leiche aus dem Käfig entfernt hatten, verhielt sich die Gruppe ungewöhnlich still und mied den Ort, wo die alte Dame der Tod ereilt hatte.
Genau wie bei trauernden Menschen habe die Tiere womöglich das Bedürfnis geleitet, "Objekte und Orte, die mit dem Toten assoziiert sind, unberührt zu lassen", deutet Anderson das Geschehen. Mit Sicherheit ließe sich dies jedoch nicht sagen. Immerhin könnte das Verhalten im Gegenteil auch auf ein völliges Unverständnis der Situation zurückgehen. Frei lebende Schimpansen reagieren auf den Tod von Artgenossen mit Hektik, Aufruhr und gegenseitigen Freundschaftsbekundungen, ziehen dann aber nach einigen Stunden weiter. (jd)
Anderson, J. R. et al.: Pan thanatology. In: Current Biology 20, R349-R351, 2010.
© spektrumdirekt
Am 7. November 2008 starb im Tierpark nahe der schottischen Stadt Stirling das Schimpansenweibchen Pansy, gute 50 Jahre alt und damit bereits hochbetagt. Und zwar – anders als in bisher dokumentierten Todesfällen – ohne Gewalteinwirkung. Zwei Videokameras zeichneten das Geschehen auf.
"Die Bilder deuten daraufhin, dass Schimpansen der Tod bewusster ist als vielfach angenommen", erklärt James Anderson von der University of Stirling. Den Aufzeichnungen zufolge schien der Gruppe Pansys Gesundheitszustand nicht entgangen zu sein. Das Weibchen wurde vor ihrem Tod intensiv gelaust und durfte ein von ihrer Tochter bereitetes Schlafnest in Beschlag nehmen. Noch Tage nach Pansys Ende, auch als Wärter bereits die Leiche aus dem Käfig entfernt hatten, verhielt sich die Gruppe ungewöhnlich still und mied den Ort, wo die alte Dame der Tod ereilt hatte.
Genau wie bei trauernden Menschen habe die Tiere womöglich das Bedürfnis geleitet, "Objekte und Orte, die mit dem Toten assoziiert sind, unberührt zu lassen", deutet Anderson das Geschehen. Mit Sicherheit ließe sich dies jedoch nicht sagen. Immerhin könnte das Verhalten im Gegenteil auch auf ein völliges Unverständnis der Situation zurückgehen. Frei lebende Schimpansen reagieren auf den Tod von Artgenossen mit Hektik, Aufruhr und gegenseitigen Freundschaftsbekundungen, ziehen dann aber nach einigen Stunden weiter. (jd)
Anderson, J. R. et al.: Pan thanatology. In: Current Biology 20, R349-R351, 2010.
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